Parisax Aktuelle Meldungen https://parisax.de/ Parisax Aktuelle Meldungen de Parisax Tue, 16 Apr 2024 19:10:54 +0200 Tue, 16 Apr 2024 19:10:54 +0200 TYPO3 news-10211 Tue, 16 Apr 2024 11:54:58 +0200 Vorstandsklausur: Für Paritätische Grundsätze und Menschenrechte eintreten https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/vorstandsklausur-fuer-paritaetische-grundsaetze-und-menschenrechte-eintreten/ Auf einer zweitägigen Klausur befasste sich der Landesvorstand des Paritätischen Sachsen mit der Rolle des Verbandes und seiner Mitglieder hinsichtlich einer deutlicheren Positionierung für die Paritätischen Grundsätze, für Menschenrechte und Demokratie. Auf einer zweitägigen Klausur befasste sich der Landesvorstand des Paritätischen Sachsen mit der Rolle des Verbandes und seiner Mitglieder hinsichtlich einer deutlicheren Positionierung für die Paritätischen Grundsätze, für Menschenrechte und Demokratie.

In der öffentlichen Debatte sind zunehmend Positionen anzutreffen, bei denen einzelnen Menschengruppen ihre Rechte abgesprochen werden oder ihnen die Schuld an vermeintlichen Missständen zugeschoben wird. Es werden zudem Stimmen laut, die demokratische Institutionen und Prozesse in Frage stellen. Im aktuellen Wahljahr werden diese Diskussionen heftiger geführt, Meinungen als Tatsachen in den Raum gestellt und Populismus wird als Stilmittel der Auseinandersetzung gewählt.

Wo stehen der Paritätische Sachsen und seine Mitgliedsorganisationen in diesen Debatten? Welche Erfahrungen haben soziale Einrichtungen und Dienste mit diesen Entwicklungen bereits gemacht und wie gehen sie damit um? Über diese Fragen und die Rolle des Landesverbandes in diesen Debatten tauschte sich der Landesvorstand auf einer zweitägigen Klausur in Grimma aus.

Paritätische Grundsätze in der Praxis leben

„In den letzten Jahren beobachten wir eine Diskursverschiebung, bei der zentrale Grundwerte ausgehöhlt werden. Unsere verbandlichen Leitmotive Offenheit, Vielfalt und Toleranz trifft dies ebenfalls. Das darf nicht unwidersprochen bleiben. Bevor wir uns auf den Regionalkonferenzen im Mai und Juni mit den Mitgliedern dazu austauschen werden, wollten wir uns als Landesvorstand einerseits ein Bild der Lage machen und mögliche Handlungsoptionen für den Paritätischen Sachsen diskutieren“, erklärt Christian Kamprad, Landesvorsitzender des Paritätischen Sachsen, die Wahl des Klausurthemas. Wichtige Richtschnur waren dabei die Paritätischen Grundsätze. Sie stellen nicht nur den werteorientierten Handlungsrahmen für den Paritätischen Sachsen, sondern sind Teil jener Kriterien, denen Organisationen zustimmen, wenn sie Mitglied im Verband werden. Daher befassten sich die Vorstandsmitglieder am ersten Klausurtag mit deren Bedeutung für die eigene Arbeit und wo diese konkret zum Tragen kommen. „Im Arbeitsalltag ist leider nur selten Zeit, um die Grundsätze und ihre Bedeutung bewusst zu reflektieren. Für alle Beteiligten war es daher sehr hilfreich, sich dazu auszutauschen und festzustellen, welche der sechs Grundsätze als besonders wichtig für die jeweilige Arbeit bewertet wurden oder wo diese bereits unter Druck stehen“, stellt der Vorstandsvorsitzende rückblickend fest.

Menschenrechte und Paritätische Grundsätze unter Druck

So berichteten einige Vorstandsmitglieder, dass in der Belegschaft, aber auch bei Klient*innen, durchaus Meinungen vertreten werden, die nicht mit den Grundsätzen in Einklang stehen. Jede Organisation und insbesondere die Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, den richtigen Umgang damit zu finden und zum Beispiel gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Rassismus, Diskriminierung und ähnlichen Ausprägungen entgegenzutreten. Dabei müsse stehts der Dialog das Mittel der Wahl sein.

Mit Blick auf die Mitarbeitenden unterschieden sich die Bewertungen dahingehend, inwieweit persönliche Einstellung und professionelles Handeln im Sinne verbandlicher Grundsätze zu trennen seien. Einig waren sich alle Vorstandmitglieder hingegen darin, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Ansichten in Paritätischen Mitgliedsorganisationen keinen Platz haben können.

Im Umgang mit externen Partnern klar positionieren

Schwieriger sei der Umgang allerdings mit Akteuren außerhalb der eigenen Organisation. Beispiele dafür waren abwertende Aussagen über Bürgergeldbezieher*innen durch Beschäftigte des Jobcenters oder diskriminierendes Handeln gegenüber zugewanderten Menschen in Ausländerbehörden. Alle Anwesenden konnten Begebenheiten benennen, bei denen sich Beschäftigte der öffentlichen Verwaltung abwertend gegenüber Menschen aus einzelnen Personengruppen äußerten. Aber auch an diesen Stellen sei es Auftrag, sich für Benachteiligte einzusetzen. Dabei sollten Mitglieder gemeinsam auftreten und sich gegenseitig den Rücken stärken. Andernfalls blieben Leitmotive wir Offenheit, Vielfalt und Toleranz nur Lippenbekenntnisse.

Gemeinsam für Werte eintreten – Unterstützung für die Mitgliedsorganisationen

Der Landesvorstand verständigte sich darauf, dass der Verband den Mitgliedern künftig Hilfestellungen zum Umgang mit derartigen Situationen anbieten soll. Einige Arbeitshilfen sind dazu bereits erschienen. Entsprechende Weiterbildungen finden sich im Programm des Landesverbandes. Wichtig sei zudem, den diesbezüglichen Austausch der Mitglieder untereinander zu fördern und sich gegenseitig zu bestärken.

Dazu gehört, sichtbar für die verbandlichen Werte einzustehen. So soll der Verband künftig Materialien erstellen, die Mitglieder unkompliziert im Rahmen der eigenen Kommunikation nutzen können. Weiterhin soll sich der Verband an Bündnissen und Demonstrationen für Demokratie und Menschenrechte beteiligen. Mitglieder sind aufgefordert, sich ihrerseits einzubringen.

„Der Paritätische Sachsen, das sind seine Mitgliedsorganisationen. Daher ist es wichtig, dass die Organisationen auch selbst aktiv werden und ihre Rolle als gesellschaftliche Akteure vor Ort annehmen. Die Landesgeschäftsstelle und die Regionalgeschäftsstellen sollen allerdings Angebote unterbreiten, die dies unterstützen. Insbesondere auf dem Weg zur Landtagswahl wird es wichtig, ein klares Bekenntnis zu unseren Grundsätzen und deren Bedeutung in unserer täglichen Arbeit abzugeben. Als Landesvorstand freuen wir uns darauf, mit den Mitgliedern auf den Regionalkonferenzen darüber ins Gespräch zu kommen. Zu schweigen, wenn die Demokratie in Frage gestellt wird oder Menschen ausgegrenzt werden, ist keine Option. Wir stehen nicht gegen etwas oder gegen einzelne Gruppierungen, sondern für unveräußerliche Menschenrechte und ein Miteinander, an dem alle teilhaben“, so der Landesvorsitzende zum Abschluss der Klausur.


Wie leben wir menschenrechtsorientierte Sozial- und Bildungsarbeit? Kommen Sie dazu mit uns ins Gespräch auf den Regionalkonferenzen 2024 in Chemnitz (23.5.), Dresden (29.5.) und Leipzig (4.6.).

Informationen, Arbeitshilfen und Beratungsangebote zum Umgang mit menschenfeindlichen Positionen in der Sozialen Arbeit finden Sie beim Projekt „Vielfalt ohne Alternative“ des Paritätischen Gesamtverbandes.

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news-10213 Tue, 16 Apr 2024 10:52:00 +0200 Sommerkurs in Dresden: Ein Team gut und erfolgreich führen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/sommerkurs-in-dresden-ein-team-gut-und-erfolgreich-fuehren/ Wie gelingt gute Teamarbeit? Wie lassen sich generationenübergreifende Konflikte lösen? Im dreitägigen Sommerkurs zu den Grundlagen der Teamleitung erhalten angehende und erfahrene Leitungskräfte Impulse für erfolgreiches Führen. Wie gelingt gute Teamarbeit? Wie lassen sich generationenübergreifende Konflikte lösen? Im dreitägigen Sommerkurs zu den Grundlagen der Teamleitung erhalten angehende und erfahrene Leitungskräfte Impulse für erfolgreiches Führen.

Der Kurs „Ein Team gut und erfolgreich führen“ gehört zu den beliebtesten Weiterbildungsangeboten des Paritätischen Sachsen. Die Nachfrage von Menschen, die eine Teamleitung neu übernehmen oder sich nach vielen Jahren in dieser Position aktuelle Anregungen holen möchten, ist groß: 2022 erstmals durchgeführt steht der Teamleitungskurs inzwischen bis zu vier Mal pro Jahr im Seminarkalender.

Teilnehmende eignen sich in fünf Kursmodulen Führungskompetenzen an. Diese befähigen zur Beziehungsgestaltung im Team sowie zum generationenübergreifenden Lösen von Konflikten. Darüber hinaus liegt ein Fokus auf der besonderen Rolle von Leitungskräften der mittleren Ebene im Miteinander mit Vorgesetzten. Methoden für eine nachhaltige Teamentwicklung und Strategien für die Motivation von Mitarbeitenden gehören ebenfalls zu den Kursinhalten.

Präsenzformat ermöglicht noch engeren Austausch

Bisher fand die Weiterbildung für Teamleitungen ausschließlich online beziehungsweise im Blended-Learning-Format (einer Kombination aus Online- und Präsenzterminen statt). Das ändert sich nun: Vom 26. bis zum 28. Juni bietet der Paritätische Sachsen „Ein Team gut und erfolgreich führen“ als Sommerkurs in Dresden an – und damit erstmals vollständig in Präsenz.

„Teilnehmende profitieren von den Vorteilen einer Veranstaltung in unseren Seminarräumen“, sagt Karolin Amlung, Referentin Weiterbildung. „Die Vermittlung der Kursmodule an drei aufeinanderfolgenden Tagen unterstützt eine schnellere Umsetzung des Gelernten im Arbeitsalltag. Das Präsenzformat ermöglicht einen noch engeren Austausch mit Menschen aus anderen Einrichtungen. Dafür stehen zusätzlich die gemeinsamen Pausen in unserem Aufenthaltsbereich oder im Freien mit Elbblick zur Verfügung.“

Geleitet wird der Kurs „Ein Team gut und erfolgreich führen“ von Andreas Schareck. Der erfahrene Dozent arbeitet in der Veranstaltung stark praxisbezogen. Er zeigt anhand von Fallbeispielen verschiedene Wirkungen von Führung auf. 


Melden Sie sich jetzt für den Sommerkurs an!

„Ein Team gut und erfolgreich leiten – Sommerkurs zu den Grundlagen der Teamleitung“ findet von Dienstag, dem 25. Juni 2024 bis Donnerstag, dem 27. Juni 2024 in Dresden statt. 

Bei Fragen zur Weiterbildung wenden Sie sich bitte an das Team Weiterbildung unter 0351/828 71 431 oder per E-Mail an weiterbildung(at)parisax.de

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news-10187 Tue, 09 Apr 2024 09:09:00 +0200 Weiterbildung am Bildschirm: Wie Online-Seminare gelingen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/weiterbildung-am-bildschirm-wie-online-seminare-gelingen/ Haben Sie sich bisher gescheut, an einem Online-Seminar teilzunehmen? Verständlich, denn neben Vorteilen bringt eine Weiterbildung am Bildschirm Herausforderungen mit sich. Lesen Sie, wie Sie Hürden überwinden und sich optimal vorbereiten. Haben Sie sich bisher gescheut, an einem Online-Seminar teilzunehmen? Verständlich, denn neben Vorteilen bringt eine Weiterbildung am Bildschirm Herausforderungen mit sich. Lesen Sie, wie Sie Hürden überwinden und sich optimal vorbereiten.

Die digitale Transformation hat auch die Weiterbildung erfasst: Lag der Anteil an reinen Online-Seminaren in Deutschland 2018 noch bei 20 %, stieg er im ersten Halbjahr 2021 pandemiebedingt auf bis zu 55 % an. Der zunächst krisenbedingt beschleunigte Wandel verstetigt sich: Virtuelle Schulungen sind zu einem festen Bestandteil der Weiterbildungslandschaft geworden. Auch der Paritätische Sachsen führt inzwischen rund die Hälfte der angebotenen Seminare online durch. 

Online-Seminare als speziell konzipierte Formate

Allerdings ersetzen Online-Seminare nicht einfach die gewohnten Präsenzseminare. Sie sind vielmehr eigenständige und speziell konzipierte Formate. Zu ihren Vorteilen zählt die Flexibilität, von überall aus teilnehmen zu können. Die Zeitersparnis durch den Entfall der Anreise und die oft kürzere Seminardauer ermöglichen die bessere Integration der Weiterbildung in den beruflichen und familiären Alltag. Hinzu kommt die Kostenersparnis durch Wegfall der Reisekosten.

Demgegenüber stehen Nachteile: Der persönliche Austausch und die zwischenmenschlichen Beziehungen können in einem virtuellen Umfeld oft nicht so intensiv erlebt werden wie in Präsenzseminaren. Darüber hinaus erfordern Online-Seminare eine gewisse Selbstdisziplin, da Ablenkungen durch die Umgebung möglich sind. Wer wenig am Computer arbeitet und bisher nicht oder nur selten mit Videokonferenzplattformen in Berührung gekommen ist, scheut womöglich auch die technischen Herausforderungen oder die ungewohnte Form der Interaktion.

Tipps und Anregungen für die Teilnahme

Um die Nachteile zu minimieren und die Vorteile eines Online-Seminars voll auszuschöpfen, müssen einige grundlegende Aspekte beachtet werden. Die folgenden Tipps und Anregungen für die Teilnahme am Online-Seminar helfen Ihnen beim Einstieg in die Weiterbildung am Bildschirm.

So schaffen Sie die technischen Voraussetzungen für Ihre Teilnahme:

  • Stabile Internetverbindung: Verzichten Sie auf WLAN. Verbinden Sie Ihr Gerät stattdessen mit einem LAN-Kabel.
  • Aktuelle Software: Überprüfen Sie, ob Sie die neueste Version der Software haben, die für das Online-Seminar verwendet wird.
  • Funktionierendes Audio und Video: Testen Sie vorab Ihre Audio- und Videogeräte. Nutzen Sie ein Headset für die optimale Verständigung.
  • Software-Test: Videokonferenz­plattformen ermöglichen die Durchführung eines Testmeetings. Machen Sie sich vorab mit der Software vertraut.
  • Unterstützung: Lassen Sie sich von Kolleg*innen mit Online-Seminar-Erfahrung einweisen. Bitten Sie die IT-Abteilung bei der Einrichtung Ihres Gerätes um Hilfe.
  • Unterbrechung der Verbindung: Wird die Verbindung zum Seminar unterbrochen, versuchen Sie sich wieder einzuloggen. Benötigen Sie Hilfe, kontaktieren Sie das Weiterbildungsteam.

So gestalten Sie das Online-Seminar angenehm für sich und andere:

  • Pünktlichkeit: Treten Sie dem Seminar rechtzeitig über den zugesandten Teilnahmelink bei. Nutzen Sie pro angemeldete Person ein eigenes Endgerät.
  • Kamera und Mikrofon: Schalten Sie Ihre Kamera ein, um eine persönlichere Interaktion zu ermöglichen. Aktivieren Sie ihr Mikrofon nur, wenn Sie sprechen.
  • Konzentration: Vermeiden Sie Ablenkungen, indem Sie die Tür schließen und ein „Bitte nicht stören“-Schild nutzen. Beenden Sie auch das Mailprogramm auf Ihrem Computer.
  • Aktive Teilnahme: Beteiligen Sie sich an Diskussionen und stellen Sie bei Bedarf Fragen. Signalisieren Sie Wortmeldungen durch die Handzeichenfunktion oder via Chat.
  • Gruppenarbeit: Beteiligen Sie sich aktiv bei Gruppenarbeiten in Breakout-Sessions und nutzen Sie die Chat-Funktion oder Videoanrufe, um Ideen auszutauschen.
  • Pausenzeit: Nutzen Sie Pausen für Bewegung. Genießen Sie eine kleine Mahlzeit und holen Sie sich ein Getränk. Für neue Konzentration sorgt auch das Lüften des Raumes.

 


Melden Sie sich jetzt zu einem unserer nächsten Online-Seminare an!

29.04.2024: Sozial- und Entwicklungsberichte auf Basis der ICF

29.04.2024: Wie werden wir nachhaltig? Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen

30.04.2024: Up to date für ein professionelles Pflegemanagement in der ambulanten Pflege – Beratungs- und Pflegekompetenz

06.05.2024: Fehlverhalten Ihres Personals – was tun?

07.05.2024: Asylrecht kompakt – Aufbauseminar

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Kontakt bei Fragen zum Weiterbildungsprogramm oder zur Durchführung von Online-Seminaren

Team Weiterbildung: 0351/828 71 431 oder weiterbildung(at)parisax.de


Dieser Artikel erschien zuerst in der März-Ausgabe unseres Verbandsmagazins anspiel.

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news-10185 Wed, 03 Apr 2024 06:11:00 +0200 Freiwilligendienste in Sachsen sichern – Engagement junger Menschen fördern https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/freiwilligendienste-in-sachsen-sichern-engagement-junger-menschen-foerdern-1/ Freiwilligendienste sind ein Gewinn für die Gesellschaft. Doch die Finanzierung ab 2025 ist ungewiss und in der Konsequenz droht vielen hundert Freiwilligendienstplätzen in Sachsen das Aus. Maria Hille, Bereichsleiterin der Jugendfreiwilligendienste, spricht über eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 und zeigt auf, wie die Landespolitik darauf reagieren sollte. Freiwilligendienste sind ein Gewinn für die Gesellschaft. Doch die Finanzierung ab 2025 ist ungewiss und in der Konsequenz droht vielen hundert Freiwilligendienstplätzen in Sachsen das Aus. Maria Hille, Bereichsleiterin der Jugendfreiwilligendienste, spricht über eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 und zeigt auf, wie die Landespolitik darauf reagieren sollte.

Maria Hille, welchen Wert hat das Engagement der überwiegend jungen Freiwilligendienstleistenden für den Freistaat?

Maria Hille: Der Einsatz hat einen großen Wert. Über 3000 Einrichtungen werden in ihrer alltäglichen Arbeit unterstützt. Der Einsatz stärkt aber auch das Miteinander in unserer Gesellschaft. Und der Bedarf ist hoch. Alle Plätze, die wir als Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH angeboten haben, sind für dieses Jahr belegt. Besonders beliebt ist das Freiwillige Soziale Jahr, in dem sich junge Menschen bis 27 Jahren engagieren können. Der Einsatz erfolgt hier hauptsächlich in Kitas, Schulen oder der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Aber auch Angebote für Menschen mit Behinderungen oder die Altenpflege sind Bereiche, die von diesem Engagement profitieren.

Für viele der Freiwilligen ist es die erste praktische Erfahrung nach der Schule. Wir dürfen sie dabei begleiten und ich erlebe, wie junge Menschen während ihres Freiwilligenjahres an ihrer Aufgabe wachsen, selbstbewusster werden und sich beruflich orientieren. Zudem bringt der Freiwilligendienst verschiedene Menschen zusammen. Sie begegnen sich und lernen voneinander – ganz unabhängig von ihrem vorherigen Bildungsweg, ihrer Herkunft oder ihrem Alter. Aber auch auf lange Sicht ist der freiwillige Einsatz ein Gewinn, denn Freiwilligen-Befragungen belegen, dass ein solches Jahr überdurchschnittlich oft dazu führt, sich weiterhin in der Gesellschaft zu engagieren. Der Wert für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine aktive Zivilgesellschaft ist nicht zu unterschätzen.

Wie ist der politische Rückhalt für die Freiwilligendienste in Sachsen?

Maria Hille: Die Anerkennung steigt und das Engagement wird wertgeschätzt, auch im politischen Raum. Sachsen fördert im Vergleich zu anderen Bundesländern viele Plätze. Das ist sehr erfreulich. Und dennoch trübt sich das Bild aktuell. Obwohl die Freiwilligendienste ein fester Bestandteil der Ehrenamtsförderung in Deutschland sind und sehr gut nachgefragt werden, sind sie von massiven Kürzungen bedroht. Der Anteil der Bundesförderung soll ab 2025 um ein Drittel reduziert werden. Hinzu kommen steigende Kosten bei den Einsatzstellen. Wenn die Landespolitik auf diese Entwicklungen nicht reagiert, sind mindestens 850 Freiwilligendienststellen akut gefährdet. Und wenn es nicht gelingt, die kleinen Einrichtungen bei den Kostensteigerungen zu unterstützen, dann könnten weit mehr Stellen wegbrechen.

Was wünschen Sie sich vor diesem Hintergrund von der von der Landespolitik?

Maria Hille: Angesichts der drohenden Kürzungen im Bundeshaushalt braucht es einen frühzeitigen Plan auf Landesebene. Aus unserer Sicht muss es in allererster Linie darum gehen, die aktuellen Plätze in Sachsen stabil zu halten. Dafür braucht es zweierlei: Sollten Bundesmittel wegbrechen, sollte das unbedingt über Landesmittel abgefangen werden. Außerdem brauchen die Einsatzstellen eine finanzielle Entlastung. Insbesondere die vielen kleinen sozialen Einrichtungen können die steigenden Kosten nicht länger allein tragen. Notwendig ist eine dynamische Förderung über den Landeshaushalt mit fünf Prozent Inflationsausgleich. Nur so gelingt es, die Freiwilligendienste zukünftig zu sichern. Unserer Meinung nach ist dies eine wichtige Investition in den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Sachsen.


So sollen die Freiwilligendienste in Sachsen 2030 gefördert sein:

  • Die Freiwilligendienste in Sachsen werden als wichtiges gesellschaftliches Engagement junger Menschen wertgeschätzt und über Landesmittel verlässlich finanziert.
  • Sachsen stellt im Landeshaushalt die Finanzierung von mindestens 2100 Plätzen in den Freiwilligendiensten sicher und gleicht Kürzungen auf Bundesebene bei Bedarf aus.
  • Der Fördersatz pro Teilnehmenden pro Monat ist dynamisch gestaltet und berücksichtigt einen Inflationsausgleich von fünf Prozent, um insbesondere die vielen Einsatzstellen bei kleinen Trägern bei Kostensteigerungen zu unterstützen.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Freiwilligendienste in Sachsen sichern – Engagement junger Menschen fördern".


Kontakt:

Maria Hille (Jugendfreiwilligendienste, Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH)

Tel: 0351 - 828 71 320
E-Mail: hille(at)parisax-freiwilligendienste.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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news-10178 Tue, 02 Apr 2024 08:23:00 +0200 Freigabe von Cannabis: Wir haben es wieder nicht geschafft. https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/freigabe-von-cannabis-wir-haben-es-wieder-nicht-geschafft/ Seit dem 1. April 2024 greifen in Deutschland Regelungen für einen offeneren Umgang mit Cannabis. Doreen Voigt, Referentin für Sucht/Psychiatrie, begrüßt grundsätzlich die Lockerungen. In ihrem Kommentar kritisiert sie jedoch die oft populistisch geführte öffentliche Debatte und die vertane Chance eines generellen Diskurses zum Umgang mit Rauschmitteln. Seit dem 1. April 2024 greifen in Deutschland Regelungen für einen offeneren Umgang mit Cannabis. Doreen Voigt, Referentin für Sucht/Psychiatrie, begrüßt grundsätzlich die Lockerungen. In ihrem Kommentar kritisiert sie jedoch die oft populistisch geführte öffentliche Debatte und die vertane Chance eines generellen Diskurses zum Umgang mit Rauschmitteln.

Seit gestern ist sie nun da, die regulierte Freigabe von Cannabis. Volljährige Personen dürfen ab sofort bis zu 25 Gramm der Droge mit sich führen oder 50 Gramm zu Hause vorrätig halten. In den eigenen vier Wänden dürfen zudem bis zu drei Pflanzen gezogen werden. Sicher werden wir in den kommenden Monaten erleben, wie sich Anbauvereinigungen gründen, um ihre Mitglieder mit Cannabis zu versorgen.

Nun könnte man diskutieren, ob das gut oder schlecht ist. Zurecht könnte man darüber sprechen, inwieweit die aktuellen Regelungen des Cannabis-Gesetzes überhaupt dazu geeignet sind, einen vernünftigen Rahmen für eine regulierte Freigabe zu gewährleisten. Auch könnte man ungenaue Regelungen - beispielsweise für den Umgang im Straßenverkehr - kritisieren. Ja, und natürlich ließe sich auch vortrefflich darüber streiten, ob es eine Freigabe von Cannabis überhaupt braucht. Oder wir lassen es einfach. Warum? Weil die vergangenen zwei Jahre und insbesondere die letzten Wochen anhand des Themas Cannabisfreigabe gezeigt haben, dass wir offensichtlich die Fähigkeit zum sachorientierten öffentlichen Diskurs verloren haben. Unrühmlich gekrönt durch das große Finale im Bundesrat.

Der bisherige Umgang mit Cannabis ist gescheitert

Eins ist unstrittig: Die Drogenpolitik der letzten Jahrzehnte ist gescheitert. Repression und Verbote haben nicht dafür gesorgt, den Konsum von Cannabis einzudämmen oder junge Menschen davor zu schützen. Im Gegenteil, denn die Konsument*innenzahlen gerade bei jungen Menschen unter 25 Jahren haben zugenommen. Das derzeit erhältliche Cannabis ist zunehmend mit gesundheitsgefährdenden und suchtverstärkenden Substanzen versetzt. Der Schwarzmarkt kontrolliert das Angebot. Die Gefährdung der Konsument*innen steigt. Wer kiffen möchte, kann das in der Regel ohne Probleme tun, da die Verfügbarkeit gegeben ist. Ein Weiter-wie-bisher kann also nicht die Lösung sein, wenn es wirklich um Gesundheits- und Jugendschutz sowie ein Zurückdrängen der organisierten Kriminalität gehen soll.

Unfähigkeit zu generellem Diskurs über Rauschmittel

Eigentlich hätte der drogenpolitische Vorstoß der Ampel-Regierung dafür getaugt, einen generellen gesellschaftlichen Diskurs zum Umgang mit Rauschmitteln anzustoßen. Die abstinente Gesellschaft ist eine Illusion. Prohibition hat immer nur dem organisierten Verbrechen in die Hände gespielt. Umso wichtiger wäre es gewesen – insbesondere wegen des Jugend- und Gesundheitsschutzes – die Diskussion faktenbasiert zu führen. Den Umgang mit den jeweiligen Rauschmitteln gemäß ihres tatsächlichen gesundheitlichen Gefährdungspotenzials vorzunehmen und substanzübergreifende Maßstäbe zu formulieren. Diese Chance wurde leider vertan.

Mit Blick auf Cannabis fing alles eigentlich gut an. In einem breit angelegten Verfahren beteiligte die Bundesregierung über Monate Expert*innen aus verschiedenen Bereichen, um die Chancen und Risiken eines liberalen Umgangs mit Cannabis abzuwägen. Die öffentliche Diskussion wurde allerdings von Befürworter*innen und Gegner*innen der regulierten Freigabe teilweise so polarisierend geführt, dass sich themenfremde Bürger*innen kein Bild davon machen, geschweige denn, eine fundierte Meinung bilden können. Politik hat in weiten Teilen versagt, Politik gut zu erklären. Leider nicht zum ersten Mal. Die anfangs sachliche Debatte glitt schnell in eine Kulturkampfdiskussion ab. Schwarz und weiß – keine Abstufungen. Kein gutes Zeichen für eine Demokratie und definitiv schädlich für das eigentliche Sachthema.

Mit Populismus Ängste schüren

Insbesondere aus dem konservativen Lager wurde scharf gegen das Vorhaben geschossen. Anfangs noch um Argumente bemüht, waren die Wortmeldungen in den letzten Wochen nur noch Populismus und Angstmache. Von konkreten Vorschlägen zum vorliegenden Gesetzentwurf war wenig zu hören. Erklärungen dazu, wie die Defizite der bisherigen und weitgehend gescheiterten Drogenpolitik zu beheben seien, blieben leider aus. Man würde die Büchse der Pandora öffnen, wenn die regulierte Freigabe komme, warnte Sachsens Ministerpräsident in seinem auch sonst wenig konstruktiven Wortbeitrag im Bundesrat. Schon in der Landtagsdebatte zuvor, wurden verkürzte Aussagen und Pauschalisierungen vorgebracht. Der mangelnde Jugendschutz kritisiert, ohne einen Vorschlag zu unterbreiten, wie Alternativen aussehen könnten. Die Befürworter*innen wurden als ideologiegetrieben und der Bundesgesundheitsminister mit seinem Vorhaben von Sachsens Innenminister sogar als „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ gebrandmarkt. So geht demokratischer Diskurs nicht.

Handwerkliche Fehler im Gesetz ausgeblendet

Befürworter*innen hingegen wollten den Schritt eines liberalisierten Umgangs mit Cannabis jetzt unbedingt gehen. Die Erwartungen aus der Wählerschaft waren hoch. Handwerkliche Schwächen des Gesetzes wurden dabei gerne ausgeblendet. Obwohl die Ziele hinsichtlich eines besseren Jugendschutzes, des Gesundheitsschutzes für Konsument*innen, der Entlastung der Justiz und des Zurückdrängens des Schwarzmarktes durch das nun beschlossene Gesetz wohl nur ansatzweise gelingen werden.

Regulierte Freigabe von Cannabis ist richtig

Die regulierte Freigabe von Cannabis ist richtig und lange überfällig. Viele Argumente, die dagegensprechen würden, sind überholt oder an der Realität gescheitert. Erfahrungen anderer Länder machen Mut, diesen Schritt zu gehen. Nun gilt es, die Entwicklungen zu beobachten. Eine Stärkung der Suchtberatung wäre selbst ohne die nun geltende Freigabe von Cannabis angeraten – verbesserte Prävention und Jugendschutz sind schon lange ausbaufähig. Ein Zurück kann es nicht geben. Ein angemessener Umgang mit gesellschaftlicher Realität ist, worum es uns endlich gehen muss.

Es ist gut, dass das nun geltende Gesetz in 18 Monaten evaluiert werden soll. Dann muss es uns als Gesellschaft jedoch besser gelingen, sachlich und lösungsorientiert über die Ergebnisse zu diskutieren. Das haben wir diesmal nicht geschafft.


Kontakt:

Doreen Voigt (Referat Sucht/Psychiatrie)

Tel.: 0341 - 961 746 2
E-Mail: doreen.voigt(at)parisax.de

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news-10161 Mon, 25 Mar 2024 16:02:50 +0100 Weiterbildung in der sozialen Arbeit stärken https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/weiterbildung-in-der-sozialen-arbeit-staerken/ In einer Zeit vieler Veränderungen ist Weiterbildung eine wichtige Grundlage, um anstehenden Herausforderungen gewachsen zu sein. Warum das eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 ist und wie der Freistaat die soziale Arbeit darin unterstützen kann, zukunftsfähig zu bleiben, erklärt Karolin Amlung, Referentin für Weiterbildung, im Gespräch. In einer Zeit vieler Veränderungen ist Weiterbildung eine wichtige Grundlage, um anstehenden Herausforderungen gewachsen zu sein. Warum das eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 ist und wie der Freistaat die soziale Arbeit darin unterstützen kann, zukunftsfähig zu bleiben, erklärt Karolin Amlung, Referentin für Weiterbildung, im Gespräch.

Karolin Amlung, woran merkt man, dass die soziale Arbeit beim Thema Weiterbildung bisher zu wenig berücksichtigt wird?

Karolin Amlung: Die Arbeitswelt ist in Bewegung. Das geht auch an gemeinnützigen sozialen Organisationen nicht vorbei. In deren Wirkungsbereich gibt es ebenfalls neue gesetzliche Vorgaben im Beruf, veränderte Arbeitsstrukturen sowie neue Anforderungen an Führungskräfte. Oder denken wir an technische Neuerungen. So gibt es im sozialen Bereich beispielsweise Einsatzmöglichkeiten für künstliche Intelligenz, die genutzt werden sollten. Wie bei allen Veränderungen müssen wir jedoch lernen, damit umzugehen. Da geht es einerseits um konkretes Wissen und andererseits um dessen Umsetzung im Arbeitsalltag.

Obwohl Weiterbildungen vor diesem Hintergrund für das Unternehmen und die Beschäftigten elementar wichtig sind, fallen diese oft dem Druck, dem Stress und der Zeitnot als erstes zum Opfer. Hinzu kommt die finanzielle Komponente, denn gute Weiterbildung kostet Geld. Hier kann der Freistaat mit attraktiven Förderbedingungen ansetzen.

Welchen Vorteil hat es für die Bürger*innen in Sachsen, wenn Landespolitik die Weiterbildungen für gemeinnützigen Unternehmen in Sachsen besonders unterstützt?

Karolin Amlung: Landespolitik muss ein Interesse daran haben, dass soziale Unternehmen - und damit ja letztendlich die komplette soziale Infrastruktur - zukunftsfähig bleiben. Sie stehen innerhalb, aber auch branchenübergreifend, im Wettbewerb um Arbeits- und Fachkräfte. Zudem sollen und wollen sie in der Lage sein, gesellschaftliche Herausforderungen umzusetzen. Viele stehen beispielsweise vor der Frage, wie gestalte ich mein Unternehmen nachhaltig und energieeffizient oder wie stelle ich meine Dienstpläne ausfallsicher auf.

Wir haben in der sächsischen Weiterbildungslandschaft zwar eine große Anbietervielfalt, deren Finanzierungsgrundlagen sind allerdings sehr unterschiedlich ausgestaltet. Unserer Ansicht nach braucht es in Sachsen eine andere Förderlogik, die mehr individuelle Fördermöglichkeiten bietet, damit Weiterbildung viel bedarfsorientierter erfolgen kann.

Was plant die Landespolitik und wie kann sie soziale Arbeit ganz konkret unterstützen?

Karolin Amlung: Der Freistaat Sachsen arbeitet derzeit an einer Weiterbildungsstrategie und aufbauend darauf an einem neuen sächsischen Weiterbildungsgesetz. An beiden Stellen müssen die Soziale Arbeit und gemeinnützige Akteure von Beginn an mitgedacht werden, damit die dort formulierten Ansätze und Fördermöglichkeiten für Nutzer*innen und Anbieter aus diesem Bereich passen.

Es braucht eine individuelle, unabhängige Beratung zu den sächsischen Weiterbildungsangeboten. Zudem muss der Weiterbildungsmarkt mehr auf die Anforderungen sozialer Arbeit eingehen. Weiterbildungsträger befinden sich aktuell ebenfalls in einem Transformationsprozess. Die klassischen mehrtägigen Workshops passen oft nicht mehr in die Realität des Arbeitsalltags. Digitale Angebote und Lernplattformen können hier eine Lösung sein. Diesen Wandel umzusetzen, kostet Zeit und Geld. Insbesondere für gemeinnützige Bildungsträger ist das ein großes Problem, da die Gemeinnützigkeit nur bedingt Rücklagenbildung zulässt und beispielsweise die Investitionen in technische Infrastruktur somit nur eingeschränkt möglich ist. Deshalb sollte das neue Weiterbildungsgesetz entsprechende Förderung ermöglichen und die gesetzliche Verankerung der Finanzierung von Weiterbildungsträgern und -aktivitäten unterstützen.


So soll die Weiterbildung in der sozialen Arbeit 2030 gefördert werden:

  • Die sächsische Weiterbildungsstrategie fördert nicht nur Fachkompetenzen, sondern auch die Vermittlung von Zukunftskompetenzen, um den Wandel in der Arbeitswelt und in sozialen Einrichtungen aktiv gestalten zu können.
  • Sachsen hat die Förderlogik für Weiterbildungsträger erweitert und den Zugang zu finanzieller Unterstützung erleichtert.
  • Wer sich innerhalb der Sozialen Arbeit beruflich weiterbilden möchte, erhält eine unkomplizierte Förderung.

Lesen Sie hier das Positionspapier Aktuelles Artikelansicht"Weiterbildungen in der sozialen Arbeit fördern – Fachkräfte und gemeinnützige Unternehmen stärken".

Kontakt:

Karolin Amlung (Referentin Weiterbildung) 

Tel.: 0351 – 828 71 – 430
E-Mail: karolin.amlung(at)parisax.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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news-10048 Thu, 21 Mar 2024 06:04:00 +0100 Junge Menschen finden ihren Platz im Ehrenamt https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/junge-menschen-finden-ihren-platz-im-ehrenamt/ Jugend Engagiert Sich (JES) bringt interessierte junge Menschen mit Einsatzstellen zusammen, die sich ehrenamtliche Unterstützung wünschen. Im Programm JES werden beide Seiten begleitet, damit Engagement unkompliziert und unbürokratisch gelingt. Die Einsatzstellen sind von dem Konzept begeistert. Jugend Engagiert Sich (JES) bringt interessierte junge Menschen mit Einsatzstellen zusammen, die sich ehrenamtliche Unterstützung wünschen. Im Programm JES werden beide Seiten begleitet, damit Engagement unkompliziert und unbürokratisch gelingt. Die Einsatzstellen sind von dem Konzept begeistert.

Seit 30 Jahren vermittelt die Paritätische Freiwilligendienste Sachsen gGmbH junge Menschen an soziale und ökologische Einrichtungen, in denen sie sich ein Jahr lang im Rahmen des FSJ, FÖJ oder im BFD engagieren.

Aber viele Jugendliche wollen nicht bis zu ihrem Schulabschluss warten. Sie möchten schon während der Schulzeit oder neben der Ausbildung andere unterstützen, praktische Erfahrungen sammeln und sich beruflich orientieren – auch weil während der Pandemie viele Schulpraktika nicht stattfinden konnten.

Format für junge Menschen ab 13 Jahren

Im Programm JES unterstützen Jugendliche ehrenamtlich ein bis zwei Stunden in der Woche oder blockweise in den Ferien soziale, ökologische, kulturelle oder sportliche Einrichtungen und Initiativen. Sie bekommen dabei spannende Einblicke in das jeweilige Arbeitsfeld.

Einsatzstellen sind positiv überrascht

„Seit dem Projektstart im November 2021 konnten wir rund 90 Einrichtungen und Initiativen dafür begeistern, Einsatzstelle im JES-Programm zu werden. Momentan sind sachsenweit 20 junge Menschen tätig“, berichtet JES-Referentin Marta Glauer-Muche. „Die anfängliche Skepsis einiger Einsatzstellen, mit minderjährigen Freiwilligen zu arbeiten, wich schnell der Begeisterung darüber, wie engagiert sich die Jugendlichen in die Arbeit der jeweiligen Einrichtungen und Dienste einbringen.“

Katrin Gleis, Heimleitung im Altenpflegeheim „Ruheheim“ der Diakonie Dresden, begleitet vier junge JES-Ehrenamtliche in ihrer Einrichtung. Zwei von ihnen leben erst seit kurzem in Deutschland. Trotz kleiner sprachlicher Hürden ist sie begeistert: „Wir hatten schon vorher gute Erfahrungen mit jungen Leuten im Schulpraktikum oder im Rahmen des Einsatzes zum Konfirmationsunterricht. So etwas bereichert die Vielfalt unseres Angebotes für die Bewohner*innen, bedient den diakonischen Gedanken und fördert das Miteinander von Jung und Alt. Die jungen Leute bringen neue, gute Ideen ins Haus und gestalten die Nachmittage der Bewohner*innen mit. Es entstehen gegenseitige Verbindlichkeiten. Wir freuen uns über jedes Ehrenamt und über jeden jungen Menschen und vielleicht entsteht aus dem Ehrenamt auch ein Berufswunsch.“

Alle gewinnen dabei

Die JES-Einsatzstellen bekommen zusätzliche Unterstützung in einer Zeit, in der selbige oft noch stärker fehlt als ohnehin schon. Sie begeistern junge Menschen für ihren Arbeitsbereich und lernen so vielleicht ihre zukünftigen Freiwilligen oder Auszubildenden kennen.

Katrin Gleis unterstreicht: „Es gab im Vorfeld keine Bedenken – eher Überlegungen wegen des organisatorischen und zeitlichen Aufwandes, einen jungen Menschen einzuarbeiten und zu begleiten. Aber der ist es wert. Die jungen Leute sind eine tolle Hilfe.“

Einsatzstelle werden - JES unterstützt

Einsatzstelle können alle Einrichtungen, Initiativen oder Vereine werden, die ehrenamtliche Unterstützung brauchen und jungen Menschen dabei zur Seite stehen möchten. Egal, ob es sich um Kita, Pflegeheim, Sportverein, Fahrradselbsthilfewerkstatt, Tierheim, Jugendzentrum, Umweltinitiative oder ein Theater handelt. Dank der Förderung durch den Freistaat Sachsen entstehen den Einsatzstellen keine Kosten. Sie müssen die Freiwilligen lediglich durch eine gute Anleitung in die Einrichtung oder den Dienst einbinden.

Das Team von JES ist mehr als eine reine Vermittlungsstelle für Jugendliche und Einsatzstellen. „Wir sind Ansprechpersonen für beide Seiten – beraten, begleiten und unterstützen. Dabei greifen wir auf unsere fast 30 Jahre Erfahrung in den Freiwilligendiensten zurück. Gerade Einsatzstellen, die noch wenig geübt mit dem Einsatz und der Anleitung von Ehrenamtlichen sind, können bei uns Tipps und Fortbildung erhalten. Bevor die Jugendlichen in die Einrichtungen vermittelt werden, führen wir zudem Orientierungsgespräche mit ihnen. Dank unserer Erfahrung können wir recht gut abschätzen, wer wohin passt“, erklärt Marta Glauer-Muche.

Neben dem Engagement in der Einsatzstelle haben die Jugendlichen auch die Möglichkeit, an Austauschtreffen, Ausflügen oder Workshops wie z.B. einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen, die von den Referentinnen der Paritätischen Freiwilligendienste Sachsen angeboten werden.

Junge Ehrenamtliche erhalten wertvollen Praxiseinblick

Jugendliche erwerben im Gegenzug praktische Erfahrungen und neue Kompetenzen. Positives Feedback und das Gefühl, gebraucht zu werden, stärken ihr Selbstbewusstsein. Nach einem ehrenamtlichen Engagement steigen zudem die Chancen auf einen Praktikums-, Ausbildungs- oder Freiwilligendienstplatz. Das zum Schluss ausgereichte Teilnahmezertifikat unterstreicht dies. Und auch die Eltern sind stolz auf ihre Kinder, denn ein Ehrenamt ist nichts Selbstverständliches - vor allem nicht im jungen Alter.

„Wenn man sich in eine neue Umgebung begibt und sich aus der eigenen Komfortzone heraus bewegt, stärkt das das Selbstvertrauen. Man lernt Neues, sammelt Erfahrungen und das alles kann einem niemand mehr nehmen. Das kann für den weiteren Lebensweg nur von Vorteil sein“, bringt es eine JES-Teilnehmerin auf den Punkt.


Jugend Engagiert Sich (JES) unterstützt junge Menschen ab 13 Jahren, sich neben der Schule in sozialen, ökologischen, kulturellen und sportlichen Einrichtungen zu engagieren. Das JES-Team sitzt in Dresden und Leipzig. Sie haben Fragen oder wollen jungen Menschen eine Einsatzmöglichkeit bieten? Sprechen Sie unsere Referentinnen an.

Marta Glauer-Muche (Dresden)
Tel.: 0157 - 853 26 719
E-Mail: glauer-muche(at)parisax-freiwilligendienste.de

Rachel Zänker (Leipzig)
Tel.: 01578 - 703 63 06
E-Mail: zaenker(at)parisax-freiwilligendienste.de

Weitere Informationen finden Sie auf: www.freiwillig-jetzt.de/angebote/jugend-engagiert-sich


Der Artikel erschien zuerst in der September-Ausgabe 2023 unseres Verbandsmagazins anspiel.

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news-10153 Wed, 20 Mar 2024 16:43:00 +0100 Landesvorstand: Vernetzt und gesprächsbereit für verbandliche Themen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/landesvorstand-vernetzt-und-gespraechsbereit-fuer-verbandliche-themen/ Vernetzungsformate, der Dialog mit externen Partner*innen und den Mitgliedsorganisationen zu verbandlichen Schwerpunkten waren Gegenstand der zweiten Vorstandssitzung 2024. Vernetzungsformate, der Dialog mit externen Partner*innen und den Mitgliedsorganisationen zu verbandlichen Schwerpunkten waren Gegenstand der zweiten Vorstandssitzung 2024.

In einem kurzen Rückblick tauschten sich die Vorstandsmitglieder über den Anfang März durchgeführten Sozialpolitischen Empfang aus. Auf diesem wurden Vertreter*innen sächsischer Parteien die verbandlichen Top-Themen zur Landtagswahl vorgestellt und diese diskutiert. Das Format führte der Verband erstmals gemeinsam mit den Landesverbänden in der Mitgliedschaft durch. Insgesamt wurde die Veranstaltung positiv bewertet. So sei es gelungen, sozialpolitische Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze vorzustellen sowie den Verband in seiner inhaltlichen Breite und als konstruktiven Partner für soziale Fragestellungen zu platzieren. Es ist angedacht, das Format in Zukunft regelmäßig durchzuführen.

Beirat wieder stärker in der verbandlichen Arbeit nutzen

In einem weiteren Tagesordnungspunkt tauschten sich die Vorstandsmitglieder über die Sitzung des Verbandsbeirates aus. Nachdem die vorhergehenden Beiratssitzungen coronabedingt oder aus organisatorischen Gründen nur eingeschränkt stattfinden konnten, erfreute sich die Sitzung Anfang März großer Resonanz. Der Landesvorsitzende stellte rückblickend fest: „Der Beirat ist nicht nur beratendes Gremium des Landesvorstandes, sondern eine wichtige Plattform für die Vernetzung über die eigene Branche hinaus. Dies zeigte sich auch in der zurückliegenden Sitzung, bei der es unter anderem um die Sozial- und bildungspolitischen Lösungen des Verbandes ging. Der Austausch dazu beleuchtete die Themen aus den unterschiedlichen Perspektiven. Insgesamt stieß der lösungsorientierte Ansatz des Verbandes auf Zustimmung. Insbesondere seitens der Teilnehmenden aus der Politik wurde dies als hilfreich bewertet.“ Der Beirat soll perspektivisch wieder eine stärke Rolle in der verbandlichen Arbeit spielen.

Verband als gesellschaftspolitischen Akteur stärken

In den zurückliegenden Vorstandsitzungen kam es - nicht zuletzt in Vorbereitung auf die Regionalkonferenzen 2024 und im Nachgang der Mitgliederversammlung 2023 - immer wieder zu Diskussionen über eine stärkere gesellschaftspolitische Positionierung des Verbandes. „Verbandliche Werte wie Offenheit, Vielfalt und Toleranz, aber auch die Grundrechte werden in der öffentlichen Diskussion zunehmend in Frage gestellt. Hierzu müssen wir uns als Verband verhalten und uns zudem überlegen, was dies für die Soziale Arbeit bedeutet. Darüber hinaus müssen wir klären, wie wir die Mitglieder diesbezüglich unterstützen können. Dies werden wir auf den diesjährigen Regionalkonferenzen mit den Mitgliedern diskutieren. Die Gespräche auf der Mitgliederversammlung 2023 haben gezeigt, dass es keine einfachen Antworten geben wird. Daher wollen wir gut vorbereitet in den Dialog mit den Mitgliedern gehen und unsere Klausur im April dafür nutzen, uns über mögliche Spannungsfelder, Erfahrungen und Ansätze zu verständigen“, fasst Christian Kamprad, Landesvorsitzender des Paritätischen Sachsen, die Planungen für die Klausur des Vorstandes zusammen.

Satzungsänderungen auf der Mitgliederversammlung 2024

Der Vorstand besprach außerdem erste Themen zur Vorbereitung der Mitgliederversammlung, die am 11. September 2024 in Dresden stattfinden wird. Neben organisatorischen Fragen ging es um mögliche Satzungsänderungen. Hier steht beispielsweise die Frage im Raum, den Turnus der Mitgliederversammlung auf zwei Jahre zu verändern. Inhaltlich besteht dazu kein einheitliches Meinungsbild im Landesvorstand. Die Mitglieder sollen im September ihr Votum dazu abgeben können. Über diese und weitere geplante Satzungsänderungen informiert der Landesvorstand auf den Regionalkonferenzen in Chemnitz, Dresden und Leipzig. Dort soll ein erstes Stimmungsbild der Mitgliedschaft dazu eingeholt werden.

Für den inhaltlichen Teil der Mitgliederversammlung ist Dr. Joachim Rock eingeladen. Er übernimmt zur Jahresmitte die Hauptgeschäftsführung des Paritätischen Gesamtverbandes von Dr. Ulrich Schneider, der in den Ruhestand geht. Dr. Rock wird in einem kurzen Impulsvortrag die künftige Ausrichtung des Paritätischen Gesamtverbandes vorstellen und das Gespräch mit den Mitgliedern suchen. Des Weiteren ist geplant, sich mit den Mitgliedern zu den dann vorliegenden Ergebnissen der Landtagswahl auszutauschen und deren Bedeutung für die Soziale Arbeit in Sachsen sowie die Arbeit des Verbandes zu besprechen.

Die nächste Vorstandssitzung findet am 14. Juni 2024 statt.


Sie haben Fragen oder Anregungen? Sprechen Sie den Landesvorstand an.

Tel.: 0351 – 828 71 121
E-Mail: vorstand(at)parisax.de

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news-10142 Tue, 19 Mar 2024 09:02:00 +0100 Laufseminar mit Elbblick https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/laufseminar-mit-elbblick/ Pflegekräfte und Sozialarbeiter*innen gehören zu den Berufsgruppen mit hoher Gefährdung für Burnout und Depressionen. Gut für sich selbst zu sorgen, ist für sie umso wichtiger. Ein Weg zu innerer Stärke führt übers Laufen. Pflegekräfte und Sozialarbeiter*innen gehören zu den Berufsgruppen mit hoher Gefährdung für Burnout und Depressionen. Gut für sich selbst zu sorgen, ist für sie umso wichtiger. Ein Weg zu innerer Stärke führt übers Laufen. 

Körperliche Fitness und psychisches Wohlbefinden, frische Luft und verhältnismäßig geringe Investitionskosten: Fürs Loslaufen spricht viel. Dagegen auch: Laut einer Forsa-Umfrage von 2022 fehlt 53 % der Erwachsenen in Deutschland die Motivation fürs Sporttreiben, 42 % sind beruflich zu sehr eingespannt, bei 35 % kommen familiäre Belastungen hinzu.

Laufen ist Selbstfürsorge

Doch es lohnt sich, passende Rahmenbedingungen für den Freizeitsport zu etablieren und den „inneren Schweinehund“ in die Schranken zu weisen: Laufen ist ein ideales Instrument zur Steigerung der persönlichen Widerstandskraft. Dr. Anna Martius, Competence Trainerin (SHB) und selbst passionierte Läuferin, bekräftigt: „Studien belegen, dass Menschen, die auch nur wenige Minuten laufen waren, optimistischer denken und mit schlechten Nachrichten besser umgehen können. Laufen bringt Energie für andere Dinge mit sich, macht den Kopf frei, stärkt das Selbstbewusstsein und erhöht die Körperspannung. Laufen ist Selbstfürsorge.“

Als Expertin für Zeitmanagement weiß Anna Martius aber auch, wie herausfordernd es für viele Menschen ist, sich Raum und Zeit für Selbstfürsorge zu erschließen. Grund genug, ihre Laufleidenschaft und ihr Expertinnenwissen zusammenzuführen: Gemeinsam mit Karolin Amlung, Referentin Weiterbildung des Paritätischen Sachsen, hat Anna Martius ein neues Seminarangebot konzipiert. 

Verabredungen mit sich selbst treffen

Im Tagesseminar „Resilient durch Laufen und Selbstfürsorge“ lernen Interessierte, was resiliente Menschen ausmacht, und schärfen ihre individuelle Laufmotivation. „Kurzfristiges Ziel ist es, verlässliche Zeitfenster für das Laufen zu schaffen und es in der Prioritätenliste oben anzusiedeln. Langfristig soll es ein ganz natürliches Bedürfnis und eine gute Angewohnheit sein, sich die Laufschuhe anzuschnallen und sich zu erholen“, sagt Anna Martius. „Laufen ist kein Wettbewerb. Gerade zu Beginn darf man sich selbst nicht überfordern. Die positiven Nebeneffekte, die man nach und nach selbst erfährt, helfen jedoch beim Dranbleiben.“

Die erste Laufverabredung mit sich selbst haben die Teilnehmenden am Seminartag: Von den Seminarräumen des Paritätischen Sachsen wechseln sie direkt an die Elbwiesen und bekommen eine sanfte Einführung ins praktische Laufen. Um die Impulse aus dem aktivierenden Seminar in den Alltag zu übernehmen, wird der Transfer individuell mit konkreten Trainingstipps für die nächsten Wochen gesichert.


Jetzt zum Seminar anmelden!

Das interaktive Seminar „Resilient durch Laufen und Selbstfürsorge“ unter der Leitung von Dr. Anna Martius findet am 23.04.2024 statt. Es richtet sich an alle, die mit dem Laufen (wieder) anfangen möchten. Erforderlich sind einfache Turnschuhe und wettergerechte, sportliche Kleidung.

Bei Fragen zur Weiterbildung wenden Sie sich bitte an das Team Weiterbildung unter 0351/828 71 431 oder per E-Mail an weiterbildung(at)parisax.de.


Dieser Artikel erschien zuerst in der März-Ausgabe unseres Verbandsmagazins anspiel.

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news-10138 Thu, 14 Mar 2024 13:36:14 +0100 Sinkende Kinderzahlen nutzen und die Bildungsqualität in Kitas stärken https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/sinkende-kinderzahlen-nutzen-und-die-bildungsqualitaet-in-kitas-staerken/ Der Geburtenrückgang hat weitreichende Folgen für die Kita-Landschaft in Sachsen, denn der gesetzlich verankerte Personalschlüssel führt bei weniger Kindern automatisch zu weniger Personal. Friderun Hornschild, Referentin für Bildung, erklärt im Interview, was jetzt notwendig ist, um die sinkenden Kinderzahlen als Chance für Bildungsqualität zu nutzen und warum dies eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 ist. Der Geburtenrückgang hat weitreichende Folgen für die Kita-Landschaft in Sachsen, denn der gesetzlich verankerte Personalschlüssel führt bei weniger Kindern automatisch zu weniger Personal. Friderun Hornschild, Referentin für Bildung, erklärt im Interview, was jetzt notwendig ist, um die sinkenden Kinderzahlen als Chance für Bildungsqualität zu nutzen und warum dies eines unserer TOP-Themen im Wahljahr 2024 ist.

Friderun Hornschild, warum sind sinkende Kinderzahlen derzeit ein so drängendes Thema?

Friderun Hornschild: Weil uns die Entwicklung derzeit überholt. Wir erleben in den letzten Jahren einen Geburtenrückgang in ganz Deutschland. In Sachsen hat sich der Geburtenknick seit 2021 verstärkt. Das Kultusministerium prognostiziert, dass die Zahl der Kinder unter sechs Jahren bis 2025 um etwa zehn Prozent zurückgehen wird. Ein Grund dafür sind die geburtenschwachen Jahrgänge der 1990er Jahre, die jetzt Familien gründen. Auf diese grundlegende Veränderung muss Politik zügig reagieren. Denn für viele Kitas hat diese Entwicklung schon jetzt drastische Auswirkungen. 

Der gesetzliche Personalschlüssel bildet aktuell nicht das reale Verhältnis von Kindern pro Fachkraft im Alltag ab. Hinzu kommt, bei weniger Kindern wird weniger Personal finanziert. Viele Einrichtungen müssen deshalb Personal in Teilzeit schicken oder sogar entlassen, was wiederum zu kürzeren Öffnungszeiten führt. In einigen Regionen drohen bereits Kita-Schließungen. Davon sind vor allem die kleineren Einrichtungen betroffen. Das ist problematisch für die Kitas, aber auch für die Eltern, die auf einen wohnortnahen Kita-Platz mit optimalen Betreuungszeiten angewiesen sind, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.

Der Personalschlüssel ist ein heiß diskutiertes Thema in Sachsens Bildungspolitik. Seit Jahren werden deutliche Verbesserungen gefordert. Warum rückt der Paritätische jetzt die sinkenden Kinderzahlen so in den Fokus?

Friderun Hornschild: Ohne Frage, der Personalschlüssel muss besser und auch ehrlicher werden. Da sind sich alle Expert*innen und Fachkräfte einig. Das bleibt weiterhin unser Ziel. Durch die aktuelle Entwicklung spitzt sich die Situation jedoch zu, weil der Personalschlüssel den Kitas bei weniger Kindern zum Verhängnis wird. Jahrelang hat Sachsen um jede Fachkraft händeringend geworben und jetzt müssen Erzieher*innen entlassen werden? Das kann nicht sein. Daher setzten wir uns dafür ein, die sinkenden Kinderzahlen dafür zu nutzen, die Fachkraft-Kind-Relation zu verbessern. Dafür muss das vorhandene Kita-Personal jedoch in den Einrichtungen gehalten werden. Die sinkenden Kinderzahlen bieten endlich eine Chance, das Personal zu entlasten und im Team mehr Zeit für die vielfältigen Aufgaben zu haben. Endlich mal nicht am Limit zu arbeiten, sondern mehr Zeit für die Kinder oder beispielsweise auch für Weiterbildungen zu haben. Wenn die Landespolitik jetzt nicht reagiert, gehen unseren Berechnungen nach bis zum Jahr 2030 in Sachsen mindestens 5.000 Vollzeit-Fachkräfte verloren. Das wäre eine Entwicklung in die vollkommen falsche Richtung, die wir nicht hinnehmen können! Sachsen muss jetzt die Chance ergreifen, die durch zurückgehende Kinderzahlen freiwerdenden Ressourcen für die Bildungsqualität einzusetzen.

Gibt es schon Lösungsvorschläge aus der Landespolitik?

Friderun Hornschild: Die Debatte dazu ist eröffnet, seitdem CDU-Bildungsminister Christian Piwarz im Sommer letzten Jahres den Begriff der „demografischen Dividende“ in den Raum gestellt hat. Er meint damit, dass der Freistaat die sinkenden Kinderzahlen als Dividende zur Entlastung der Kitas nutzen soll. Seither ist jedoch nichts passiert. Die Absichtserklärung bleibt vage und entfaltet in den Kitas vor Ort keinerlei Wirkung. Denn das Kita-Gesetz lässt keine anderweitige Verwendung der Mittel zu. Ein Teil des Geldes für Kitas-Personal bleibt deshalb auf der Landesebene liegen – es ist da, kann aber nicht ausgegeben werden. Wir sehen daher die Notwendigkeit, das Kitagesetz so anzupassen, dass eine dynamische Förderung möglich wird. Die Zeit drängt. Es muss endlich eine lösungsorientierte, ehrliche Diskussion geben. Wir werden unseren Vorschlag in die politische Debatte einbringen, das Gespräch suchen und sind offen für andere Lösungen. Hauptsache, das wichtige Thema wird nicht weiter aufgeschoben.


So soll die Bildungsqualität in Kitas in Sachsen 2030 gestärkt sein:

  • Die sinkenden Kinderzahlen werden als Chance verstanden und dafür genutzt, mehr Bildungsqualität und bessere Arbeitsbedingungen in sächsischen Kitas zu ermöglichen.
  • Der Personalschlüssel (Fachkraft-Kind-Relation) im sächsischen Kitagesetz wird verbessert.
  • Mit einer sofortigen dynamischen Erhöhung um mindestens 0,04 Vollzeitkräfte pro Jahr bis 2030 wird Personal gehalten und das aktuelle Betreuungsangebot vor Ort auch bei sinkenden Kinderzahlen stabilisiert.

Lesen Sie hier das Positionspapier „Sinkende Kinderzahlen als Chance für die Bildungsqualität in Kitas“.

Kontakt:

Friderun Hornschild (Referat Bildung)

Tel.: 0351 - 828 71 146
E-Mail: friderun.hornschild(at)parisax.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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news-10146 Wed, 13 Mar 2024 16:17:00 +0100 Beirat diskutiert verbandliche Schwerpunkte im Wahljahr 2024 https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/beirat-diskutiert-verbandliche-schwerpunkte-im-wahljahr-2024/ Der Beirat des Paritätischen Sachsen kam Anfang März zusammen und diskutierte über die inhaltlichen Schwerpunkte und die Rolle des Verbandes im Wahljahr 2024. Es gab Zustimmung zu den verbandlichen TOP-Themen im Wahljahr und Zuspruch, sich werteorientiert und selbstbewusst in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Der Beirat des Paritätischen Sachsen kam im März zusammen und diskutierte über die inhaltlichen Schwerpunkte und die Rolle des Verbandes im Wahljahr 2024. Es gab Zustimmung zu den verbandlichen TOP-Themen im Wahljahr und Zuspruch, sich werteorientiert und selbstbewusst in gesellschaftliche Debatten einzubringen.

Zu Beginn der Sitzung am 8. März 2024 wurde Silke Heinke, Leiterin des Verbands der Ersatzkassen e.V. in Sachsen, erneut zur Beiratsvorsitzenden gewählt. Den stellvertretenden Vorsitz übernimmt Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit. „Ich freue mich, dass zwei so kompetente Personen den Beirat vorstehen und danke für die Bereitschaft, die Beiratsarbeit in den kommenden zwei Jahren aktiv mitzugestalten“, zeigte sich Christian Kamprad, Landesvorsitzender des Paritätischen Sachsen, bei der anschließenden Blumenübergabe erfreut.

Blick zurück: Bilanz zur Koalition in Sachsen

In der Beiratssitzung wurde zudem der Koalitions-Check aus Paritätischer Sicht vorgestellt. Darin sind fünf Erfolge und fünf noch nicht erfüllte Versprechen aus dem Koalitionsvertrag kurz und knapp zusammengefasst. Die Bilanz des Paritätischen wurde nicht von allen Beiratsmitgliedern geteilt. Einig war man sich hingegen, dass im Bereich Pflege zu wenig geschehen und mehr Unterstützung durch die Landespolitik notwendig ist.

Blick nach vorn: Verbandliche Schwerpunkte für ein soziales Sachsen 2030

Der Schwerpunkt der Diskussion bildeten die verbandlichen Top-Themen im Wahljahr 2024. Für den Landesvorstand war dabei von Interesse, ob die Schwerpunkte aus Sicht der Beiratsmitglieder die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen widerspiegeln. Die Rückmeldungen diesbezüglich waren positiv. Die Themenauswahl sei ausgewogen, so der Tenor der Anwesenden.

Viele der Themen beschäftigen auch die kommunale Ebene. Als ein Beispiel wurde eine gelingende Integration vor Ort genannt. Diskutiert wurde auch die Frage, wie Kommunen trotz steigender (Sozial-)Ausgaben und knapper werdender Kassen soziale Angebote künftig sichern können.

Die verbandliche Position, im Bereich Jugend- und Migrationsarbeit, eine verbindlichere Finanzierung über den Landeshaushalt zu erhalten, traf auf Zustimmung. Der Landesvorstand betonte, dass gemeinnützige Organisationen vor allem bei der Transformation und der Bewältigung von Zukunftsaufgaben mehr Unterstützung aus der Politik brauchen. Hier könne gegebenenfalls an Erfahrungen aus anderen Bereichen angeknüpft werden, zum Beispiel bei der Transformation in Krankenhäusern.

Blick auf das Große und Ganze: Rolle des Verbandes bei gesellschaftlichen Diskursen

„Das Leitbild des Paritätischen Sachsen umschreibt die verbandliche Haltung und ist Basis unserer Arbeit. Dennoch werden die verbandlichen Werte – Vielfalt, Offenheit und Toleranz – nicht von allen politischen Kräften geteilt und Mitgliedsorganisationen für ihre menschenrechtsorientierte Haltung kritisiert“, erklärte Christian Kamprad. Der Verband setzt sich mit der gesellschaftlichen Diskursverschiebung auseinander und sucht den Austausch mit seinen Mitgliedern. Auf die Frage, wie die Beiratsmitglieder die aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen erleben und welche Erwartungen sie an den Verband haben, gab es verschiedene Rückmeldungen. Die Beiratsmitglieder ermutigten jedoch den Landesvorstand, sich aktiv in gesellschaftliche Debatten einzubringen und die verbandlichen Werte selbstbewusst zu vertreten. Die Kampagne des Gesamtverbandes 'Vielfalt ohne Alternative' sei ein gelungener Aufruf für Zusammenhalt statt Ausgrenzung. Außerdem komme es darauf an, als Paritätischer eine Stimme für die Schwächsten in der Gesellschaft zu bleiben und im Wahljahr auch darauf aufmerksam zu machen, welche Partei für welche Inhalte steht.

Zum Abschluss lud der Landesvorsitzende die Beiratsmitglieder ein: „Lassen Sie uns auch in Zukunft gemeinsam Themen bewegen“.

Die nächste Beiratssitzung findet im November 2024 statt.


Der Beirat berät den Landesvorstand des Paritätischen Sachsen und tagt zweimal jährlich. Im Beirat kommen verschiedene Perspektiven zusammen. Er vereint Personen aus verschiedenen Arbeitsfeldern: Landes- und Kommunalpolitik, Wissenschaft, Gesundheit, Arbeit und Wohnen. Ziel ist es, Anregungen für die verbandliche Arbeit zu erhalten und die Kooperation der beteiligten zu verbessern. 

Eine Übersicht zum Beirat und seinen Mitgliedern lesen Sie hier

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news-10049 Tue, 12 Mar 2024 05:05:00 +0100 Pflege: Optimiertes Qualitätsmanagement für mehr Zeit am Menschen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/pflege-optimiertes-qualitaetsmanagement-fuer-mehr-zeit-am-menschen/ Die tägliche Fürsorge und Pflege steht für Pflegekräfte im Mittelpunkt. Langwierige Prozesse - beispielsweise bei der Dokumentation - sind da fehl am Platz. Wie effiziente Arbeitsabläufe mit einer Software für Qualitätsmanagement gelingen, zeigt das Beispiel der Albert Schweitzer Stiftung – Wohnen und Betreuen, die seit 10 Jahren auf eine digitale Lösung setzt. Die tägliche Fürsorge und Pflege steht für Pflegekräfte im Mittelpunkt. Langwierige Prozesse - beispielsweise bei der Dokumentation - sind da fehl am Platz. Wie effiziente Arbeitsabläufe mit einer Software für Qualitätsmanagement gelingen, zeigt das Beispiel der Albert Schweitzer Stiftung – Wohnen und Betreuen, die seit 10 Jahren auf eine digitale Lösung setzt. 

Für Menschen mit Pflegebedarf und mit geistigen und seelischen Beeinträchtigungen bietet die Albert Schweitzer Stiftung – Wohnen und Betreuen (ASS) vielfältige Möglichkeiten: Insbesondere Menschen mit hohem Assistenzbedarf erhalten Unterstützung von der Organisation, die ihre sozialen Dienstleistungen an über 20 Standorten im Berliner Nordosten anbietet. Die tägliche Fürsorge und Pflege sind herausfordernde Aufgaben für die knapp 700 Mitarbeitenden und 100 Ehrenamtlichen, die sich um rund 660 Nutzer*innen in drei Betreuungsbereichen kümmern. Langwierige administrative Prozesse sind da fehl am Platz. Deshalb setzt die Stiftung seit über 10 Jahren gerade im Qualitätsmanagement (QM) auf schlanke und effiziente Arbeitsabläufe. Dafür wird eine der führenden Software-Lösungen in der Sozialwirtschaft genutzt.

Papierordner bremsten Arbeitsabläufe

Im Jahr 2012 fiel bei der ASS die Entscheidung, das Qualitätsmanagement zu optimieren. Dieses fand zu der Zeit noch fast ausschließlich über papierhafte Dokumente statt. „In jedem der insgesamt 12 Wohnbereiche stand jeweils ein QM-Ordner, in dem die Unterlagen aktuell gehalten werden mussten“, erinnert sich Catrin Buch, Qualitätsmanagementbeauftragte für den Bereich Wohnen für Menschen mit Pflegebedarf. Sollte ein neuer Prozess beschrieben werden, legte Catrin Buch die ausgedruckte Prozessbeschreibung in entsprechende Pendelmappen. „Die überholten Dokumente schickten mir die Verantwortlichen in den Wohnbereichen über die Pendelmappe zurück“, erläutert sie. So überwachte sie den Austausch des alten Dokuments durch das Neue.

„Das war dann mein Nachweis, dass die aktuelle Prozessbeschreibung in dem entsprechenden QM-Ordner eingeheftet wurde. Der Austauschprozess dauerte mitunter sehr lange“, fügt sie hinzu und in der Regel standen jeden Monat neue Änderungen an. Ihr Büro glich deshalb einem Archiv: Dicke Papierordner und bis zu 20 Pendelmappen stapelten sich auf dem Fußboden. Um den Überblick zu behalten, sammelte Catrin Buch alle Rückläufe in einer Liste. „Allein im Bereich Pflege sind Anpassungen und Neuerungen in den Prozessen und Standards recht häufig“, erklärt sie. Rückblickend wirke der Arbeitsablauf von einst wie aus einer anderen Zeitepoche: „Damals war das ein ganz normales Vorgehen. Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.“

QM in der Pflege optimieren

Die ASS entschied sich – inspiriert von der fortschreitenden Technik – 2013 für die Einführung einer Qualitätsmanagement-Software. „Uns überzeugte von Anfang an die einfache, intuitive Bedienbarkeit“, begründet Catrin Buch die Entscheidung und fügt hinzu: „Heute wird unsere QM-Software von allen Mitarbeitenden gern und häufig benutzt. Das ist ein wesentlicher Vorteil, wenn man ein lebendiges Qualitätsmanagement etablieren möchte.“ Knapp 700 Mitarbeitende arbeiten nun mit der Software als Service-Lösung. „Uns ist es wichtig, dass alle über wesentliche Sachverhalte schnell informiert werden“, erläutert sie. Digital, einfach und komfortabel ist das QM – und spart damit viel Zeit. Da die manuelle Verteilung von aktualisierten Dokumenten fast vollständig wegfällt, hat sich der Informationsprozess erheblich verschlankt. „Eine Papiermappe sehe ich hier nur noch ganz selten. Es hat sich mittlerweile etabliert, dass alle – wirklich alle – die benötigte Information online im QM-System suchen. Das ist für uns eine enorme Erleichterung.“

Zentrale Anlaufstelle

Die hohe Akzeptanz der Lösung liegt auch an der Vollständigkeit und Aktualität der Dokumente: Neben dem digitalen QM-Handbuch findet man hier auch Fortbildungsanmeldungen und das Intranet. Die QM-Software ist dadurch zu einer zentralen Anlaufstelle für die Informationsbeschaffung geworden. Neue Dokumente, wie etwa ein aktualisiertes Covid19 Schutz- und Hygienekonzept, erstellen die Zuständigen direkt im QM-Handbuch, passen diese regelmäßig an und übergeben sie allen Beteiligten über integrierte Funktionen zur verbindlichen Kenntnisnahme.

Enorme Erleichterung durch digitale Prozesse

„Die Mitarbeitenden sehen die Neuerungen in der Arbeitsanweisung dank farblicher Hervorhebungen sofort und müssen nicht erst danach suchen“, beschreibt Catrin Buch den Ablauf. „Das spart Unmengen an Zeit. Manchmal ändert sich ja nur ein Satz.“ Auf einen Blick erkennt Catrin Buch, wenn einmal eine Kenntnisnahme fehlt. Das Konzept des digitalen QM macht sich für die ASS nach wie vor bezahlt.


Jetzt ein modernes QM-System kennenlernen! Interessierte Paritäter können die Möglichkeiten einer QM-Software kostenfrei kennenlernen. Melden Sie sich an und lernen Sie, wie Sie durch digitales Qualitätsmanagement Zeit gewinnen und wie digitales QM gelingt. 

Hier zum Webinar anmelden: https://ovisn.com/webinar-zeit-gewinnen


Die Autorin: Ines Lehrke ist zuständig für Customer Success bei der orgavision GmbH, Rahmenvertragspartner des Paritätischen Gesamtverbandes. orgavision ist die führende Software in der Sozialwirtschaft für Qualitätsmanagement.

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news-10109 Tue, 05 Mar 2024 13:17:58 +0100 Landtagswahl: Paritätischer im Dialog mit sächsischen Parteien https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/landtagswahl-paritaetischer-im-dialog-mit-saechsischen-parteien/ Welche Themen sind dem Paritätischen Sachsen mit Blick auf die kommende Legislaturperiode wichtig? Das beantwortete der Verband bei einem Sozialpolitischen Empfang in Dresden bei dem Vertreter*innen sächsischer Parteien zu Gast waren. Welche Themen sind dem Paritätischen Sachsen mit Blick auf die kommende Legislaturperiode wichtig? Das beantwortete der Verband bei einem Sozialpolitischen Empfang in Dresden bei dem Vertreter*innen sächsischer Parteien zu Gast waren.

„Unsere Sozial- und bildungspolitischen Lösungen für Sachsen 2030 haben wir den verschiedenen politischen Akteur*innen in den letzten Monaten bei verschiedenen Gelegenheiten bereits präsentiert. Auf dem Sozialpolitischen Empfang haben wir gemeinsam mit den Landesverbänden in der Mitgliedschaft den Fokus auf fünf Themen gelegt, um mit den Gästen aus den Parteien dazu ins Gespräch zu kommen“, erklärt Simone Zimmermann, kaufmännische Geschäftsführerin des Paritätischen Sachsen, die Idee des Formats. Bewusst setzte der Verband auf einen kleinen Rahmen, der eine gute Möglichkeit für persönliche Gespräche bot.

Simone Zimmermann hob zu Beginn der Veranstaltung die besondere Situation gemeinnütziger Organisationen hervor und illustrierte vor diesem Hintergrund die Herausforderungen beim Umgang mit Digitalisierung, Klimawandel und Personal. Sie appellierte an die Gäste aus den Parteien, gemeinnützige Organisationen und den ihnen gesetzten Rahmen bei künftigen Entscheidungen, aber auch der Förderung, stärker zu berücksichtigen.

In kurzen Impulsen stellten die beteiligten Landesverbände jeweils Themen vor, die in der kommenden Legislaturperiode angegangen werden müssen. Die Volkssolidarität formulierte für die Pflege den Vorschlag eines Landespflegegesetzes für Sachsen, welches den Rahmen für die Sicherung sowie die Weiterentwicklung der Pflege in Sachsen unterstützen soll.

Der Arbeiter-Samariter-Bund konzentrierte sich in seinem Impuls auf die aktuell sinkenden Kinderzahlen als Chance für die Qualitätsverbesserung in sächsischen Kitas. Dafür müsse das sächsische Kitagesetz entsprechend angepasst werden, damit es nicht zum Verlust von Fachkräften komme.

Der Kinderschutzbund betonte die Bedeutung der Landesjugendhilfeförderung für die Angebotslandschaft in den Regionen. Damit dies auch in Zukunft sichergestellt werden könne, wurde der Vorschlag einer gesetzlichen Verankerung der Landesjugendhilfeförderung im Landesjugendhilfegesetz unterbreitet.

Der Sozialverband VdK sprach sich für die Weiterentwicklung des sächsischen Inklusionsgesetzes aus. Hierbei legte er den Fokus auf die Barrierefreiheit. Im öffentlichen Raum liege Sachsen noch hinter dem Wünschenswerten. In Anbetracht einer älter werdenden Bevölkerung würden die Bedarfe künftig steigen. Das Inklusionsgesetz könne hier ein guter Hebel sein, um Teilhabe zu stärken.

Den Abschluss der Impulse bildete die Lebenshilfe. Unter dem Titel ‚Wohnen – sozial und inklusiv‘ unterstrich sie die Notwendigkeit, mehr barrierefreien Wohnraum zu schaffen. Aber auch Instrumente, wie Wohnberechtigungsscheine, müssten künftig flexibler ausgestaltet werden können, damit beispielsweise auch Wohngemeinschaften von Menschen mit Behinderungen davon profitieren können.

„Die zweieinhalbstündige Veranstaltung bot konkrete Inhalte und Raum für Dialog. Ich denke, es ist gelungen, zentrale Anliegen zu vermitteln und den Verband in seiner Breite und Kompetenz zu präsentieren. Wir werden in den kommenden Monaten weiterhin das Gespräch mit der Politik suchen und unsere Vorschläge unterbreiten. Aber auch die Mitglieder sind aufgerufen, die zentralen verbandlichen Themen ihrerseits zu kommunizieren und deren praktische Relevanz für die Zukunft Sachsens sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu betonen“, sagte Simone Zimmermann im Nachgang der Veranstaltung.


Auf der Webseite des Paritätischen Sachsen finden Interessierte ab sofort eine Themenseite zur Landtagswahl 2024 mit allen verbandlichen Vorschlägen. Die Seite wird in den kommenden Monaten kontinuierlich weiterentwickelt. Neben aktuellen Beiträgen zur Wahl sind auch Materialien zum Download geplant, mit denen die Mitglieder für die Themen werben können.

Jetzt die Themenseite zur Landtagswahl 2024 ansehen.

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news-10047 Thu, 29 Feb 2024 06:30:00 +0100 Jugendhilfe: Kein Kind sprengt ein System https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/jugendhilfe-kein-kind-sprengt-ein-system/ Der Begriff Systemsprenger*in weist Kindern eine Verantwortung zu, die eigentlich das Hilfesystem tragen muss. Der Pädagoge Stan Albers fordert ein Umdenken, um Kindern wieder Entwicklungschancen zu eröffnen. Der Begriff Systemsprenger*in weist Kindern eine Verantwortung zu, die eigentlich das Hilfesystem tragen muss. Der Pädagoge Stan Albers fordert ein Umdenken, um Kindern wieder Entwicklungschancen zu eröffnen.

Kein Kind sprengt ein System. Dies für möglich zu halten, käme einem Aberglauben gleich, Kinder seien gefährliche, irrationale Wesen, wenn wir sie nicht bändigen. Das Problem ist komplex und wird, wenn es unverstanden bleibt, zu einem Problem der Kinder. Eher sprengt das System Kinder, weil es nicht funktioniert.

Dass gegenwärtig mehr Verhaltensweisen toleriert werden als früher, ist eine gute Entwicklung - aber sie stellt einzelne Kinder vor das Rätsel ihres eigenen Verhaltens. Infolge von Inklusion und Ambulantisierung werden Kinder zudem immer seltener stationär versorgt – ebenfalls eine gute Entwicklung. Mehr und mehr ins Gewicht fällt damit aber eine Gruppe von Kindern, die massiv stört, sich und andere gefährdet und von daher nicht angenommen wird. Die Debatte über Systemsprenger*innen ist somit eine Debatte über eine Restgruppe. Aber Inklusion - richtig gedacht - kennt keine Restgruppe.

Systemsprenger*innen über Krisen definieren

Krisen bedrohen alle und sie tun dies, weil sie den Alltag außer Kraft setzen. Sie setzen Adrenalin frei und bringen alle in Aufruhr. In der Krise handelt man nicht überlegt, sondern kurzschlüssig.

Wenn ein Kind einen Stein wirft, in der Dachrinne steht oder vor ein Auto läuft, wird gehandelt. Wenn um ein Kind herum eine Krise entsteht, wird geschaut, wie diese beendet werden kann. Das Jugendamt vermittelt das Kind dann in eine Einrichtung. Damit ist aber das Problem nicht gelöst. Meist wurde die Krise nicht verstanden und die Einrichtung ist auf das Kind nicht vorbereitet. Das Kind ist verzweifelt. Das sind genau die Voraussetzungen dafür, dass die Betreuung in dieser Einrichtung fehlschlägt.

Gefangen im Drehtür-Effekt

Die Drehtür wird hiermit zum ersten Mal in die gegenläufige Richtung genutzt. Das Kind muss die Einrichtung verlassen und kommt absurderweise meist wieder dorthin, wo es vorher nicht hat bleiben können - nämlich nach Hause. Intensivpädagogische Einrichtungen begeben sich damit in den Widerspruch, dass sie die Betreuung aus dem gleichen Grund beenden, aus dem sie sie begonnen haben. Das Jugendamt improvisiert dann, was fachlich fragwürdig und kostspielig ist. Zudem ist Improvisieren vom Gesetz nicht vorgesehen.

Das Kind muss unabdingbar aus einer Krise herausgebracht werden, aber damit ist es nicht getan. Es muss in eine Betreuung gebracht werden, die der übernommenen Aufgabe gewachsen ist. Denn damit die Krise sich nicht wiederholt, muss sie verstanden und alle Faktoren müssen identifiziert werden.

Die Lücke im System

Kinder mit herausforderndem Verhalten haben meist Schwierigkeiten, sich an andere Menschen zu binden. Wenn sie sich beengt oder bedrängt fühlen, provozieren sie und gefährden dadurch die noch bestehenden Beziehungen. Wenn andere aus Selbstschutz Grenzen formuliert haben, wird das Kind genau diese Grenzen überschreiten, um aus der Beengtheit herauszufinden. Doch ein Kind, das permanent Krisenbewältigung betreiben muss, kann sich nicht entwickeln. Wir brauchen demnach einen Einrichtungstypus, der Krise kann.

Die Krise ist kein Instrument der Pädagogik. Wenn eine Krise da ist, müssen alle sie aushalten. Krisen müssen unwichtig werden, damit anderes an Bedeutung gewinnen kann. Systemsprenger*innen gibt es, weil Einrichtungen, Ämter und Schulen nicht in der Lage sind, sich anlässlich einer Krise selbst in Frage zu stellen. Das geschieht nicht aus Böswilligkeit, sondern zeigt eine Leerstelle der Organisationebenen auf. Weil im System ein Krise könnender Einrichtungstypus fehlt, produziert das System Systemsprenger*innen.

Interessen erkennen und entwickeln

Herausforderndes Verhalten ist kein Wesensmerkmal bestimmter Kinder, sondern ergibt sich aus einer Endlosschleife von Unverstandensein und Krise. Aufgabe ist es, diese Schleife nicht nur zu unterbrechen, sondern sie überflüssig zu machen. Doch es fehlt ein passendes Angebot. Wenn wir in Einrichtungen Krisen aushalten und relativieren können und Kindern vermitteln, dass sie nicht für jenes Verhalten aus der Einrichtung fliegen, für das sie überhaupt erst hineingekommen sind, können sich Kinder für ihre Entwicklung öffnen. Dafür müssen wir in der Lage sein, über unseren Schatten zu springen und uns selbst einiges abverlangen und weniger dem Kind. Dann kann es seine Interessen zeigen und sich nach und nach mit etwas anderem beschäftigen als mit Krise. Kein Kind wird alle seine Verhaltensmuster ablegen. Aber alle Kinder können lernen, mit sich umzugehen, und sie sind umso mehr dazu bereit, wenn sie ihren Interessen nachgehen können.

Wie geht es weiter?

Nachdem ein Kind von den Krisen und vom herausfordernden Verhalten weg zu sich selbst geführt wurde, steht die Frage an, wie es weitergeht. Kann das Kind zurück nach Hause? Wie sieht die Alternative aus? Die Frage darf auf keinen Fall über den Kopf des Kindes hinweg entschieden werden. Der weitere Weg hat die größte Chance auf Erfolg, wenn er mit dem Kind zusammen beschritten wird.

Clearing-Einrichtungen nehmen Kinder mit herausforderndem Verhalten aus Krisen heraus auf. In einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren wird das herausfordernde Verhalten verstanden, die Krisen werden ausgehalten und relativiert. Die Interessen des Kindes werden gefördert, das Kind beginnt sich zu entwickeln und gleichzeitig nimmt das herausfordernde Verhalten ab.

Die Mitarbeiter*innen der Clearing-Einrichtung arbeiten nicht nur mit dem Kind, sondern auch mit den Eltern und mit anderen Einrichtungen zusammen. Als „geklärter Fall“ verlässt das Kind dann die Clearing-Einrichtung und kann in eine Folgeeinrichtung oder zurück nach Hause gehen. Wenn wir auf diese Weise bei jungen Kindern mit herausforderndem Verhalten frühzeitig ansetzen, trocknen wir die Laufbahn der Systemsprenger*innen aus. Als Kompetenz-Einrichtungen für herausforderndes Verhalten werten Clearing-Einrichtungen die Betreuungslandschaft insgesamt auf und sie haben viele Vorteile. Fachkräfte, die sich für diese Kinder einsetzen möchten, können im Rahmen einer Clearing-Einrichtung sicher arbeiten und müssen keine Einzelkämpfenden oder gar Hero*innen mehr sein. Außerdem wird keinem Kind das beunruhigende Signal gegeben, dass es nicht in der Einrichtung gehalten werden kann. Das Ganze bleibt zwar teuer, doch zahlt sich im Ergebnis sowohl monetär als auch inhaltlich aus.


Der Autor: Stan Albers ist Geschäftsführer der Gemeinnützigen Känguru Wohnen GmbH. Er entwickelt zusammen mit Känguru Leipzig Clearing-Einrichtungen für Kinder mit herausforderndem Verhalten.

Tel.: 0177 - 275 71 50
E-Mail: stan.albers(at)ifb-stiftung.de


Der Artikel erschien zuerst in der September-Ausgabe unseres Verbandsmagazins anspiel.

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news-10080 Tue, 27 Feb 2024 12:12:36 +0100 Benachteiligte Kinder und deren Familien mit Kita-Sozialarbeit unterstützen https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/benachteiligte-kinder-und-deren-familien-mit-kita-sozialarbeit-unterstuetzen/ An Kitas werden viele Aufgaben gestellt. Sie sollen Kinder individuell fördern und gut betreuen. Der gesetzliche Auftrag, benachteiligte Kinder besonders zu unterstützen, ist weniger im Fokus. Kita-Sozialarbeit leistet dabei einen wichtigen Beitrag. Hartmut Mann, Referent für Jugendhilfe, spricht über eines der verbandlichen TOP-Themen im Wahljahr 2024 und zeigt auf, warum es zukünftig mehr Unterstützung von der Landespolitik braucht. An Kitas werden viele Aufgaben gestellt. Sie sollen Kinder individuell fördern und gut betreuen. Der gesetzliche Auftrag, benachteiligte Kinder besonders zu unterstützen, ist weniger im Fokus. Kita-Sozialarbeit leistet dabei einen wichtigen Beitrag. Hartmut Mann, Referent für Jugendhilfe, spricht über eines der verbandlichen TOP-Themen im Wahljahr 2024 und zeigt auf, warum es zukünftig mehr Unterstützung von der Landespolitik braucht.

Hartmut Mann, was kann Kita-Sozialarbeit leisten und warum ist sie wichtig?

Hartmut Mann: Politik konzentriert sich in Kitas und Schulen oft darauf, möglichst eine gute Bildung und Betreuung zu gewährleisten. Dabei wird mitunter übersehen, dass laut Bundesgesetz in der Kita und Jugendhilfe auch Benachteiligungen abgebaut werden sollen. Und in dem Bereich ist viel zu tun, denn es gibt viele Ursachen für Benachteiligungen: die Armut der Eltern, schwierige familiäre Verhältnisse, Behinderungen, psychische Gesundheitsprobleme, Migrationshintergrund oder das Aufwachsen ohne Eltern, sind einige davon. Das führt oft zu sozialer Ausgrenzung, schlechteren Lebensverhältnissen und geringeren Bildungschancen. Fachkräfte in Kitas und Grundschulen zeigen uns an, dass sie angesichts der Vielfalt an Aufgaben, zusätzliches Personal brauchen, um diesen Kindern mehr Aufmerksamkeit geben zu können. Ich teile das, denn die Lebensphase zwischen 3 und 10 Jahren ist ganz entscheidend und prägend für den weiteren Lebensweg. Wenn es gelingt, Kinder mit ungleichen Startchancen zu fördern, wirkt sich das auch positiv auf deren schulischen Weg aus.

Wird Kita-Sozialarbeit aktuell gefördert in Sachsen und wenn ja, ist das ausreichend?

Hartmut Mann: Ja und Nein. Sachsenweit werden 280 Kitas über das Programm „KINDER STÄRKEN 2.0“ gefördert. In diesen Einrichtungen gibt es eine zusätzliche Fachkraft, die sich mit 30 Wochenstunden den Kindern mit besonderen Lern- und Lebenserschwernissen widmen kann. Dieses über den Europäischen Sozialfonds finanzierte Programm wird sehr gut angenommen und zeigt nachweislich Wirkung. Einige Kommunen verstärken die Kita-Sozialarbeit durch eigene Fördertöpfe, zum Beispiel Dresden.

Doch die Förderung ist nicht ausreichend, denn der angezeigte Bedarf ist deutlich höher! Es lohnt, in diesem Bereich mehr zu investieren. Denn frühzeitige Hilfen können helfen, höhere Folgekosten zu vermeiden, wie zum Beispiel Hilfen zur Erziehung. Die Kitas und Grundschulen sind der richtige Ort für Sozialarbeit, denn hier gibt es einen regelmäßigen Kontakt mit den Familien und auch die Zeit, auf die Kinder ganz individuell einzugehen.

Wie kann der Freistaat hier unterstützen und welche Aufmerksamkeit hat das Thema aktuell in der Landespolitik?

Hartmut Mann: Niemand wird abstreiten, dass in Kita und Hort alle Kinder individuell gefördert werden sollen. Doch Inklusion, Integration und Teilhabe brauchen mehr Zeit und Personal. Die Kita-Sozialarbeit braucht in der kommenden Wahlperiode mehr Aufmerksamkeit. Zumal die EU-Förderung für das Programm „Kinder stärken 2.0“ im Jahr 2027 ausläuft. Sachsen muss frühzeitig nach neuen Finanzierungsmodellen im Landehaushalt suchen. Deshalb setzen wir uns dafür ein, ab 2028 ein Landesprogramm Kita-Sozialarbeit ins Leben zu rufen.


So soll die Kita-Sozialarbeit in Sachsen 2030 gestaltet sein:

  • Sozialarbeit hat einen verbindlichen Platz in der frühkindlichen Bildung. Das ergänzende sozialpädagogische Angebot konzentriert sich auf die im Sozialgesetzbuch VIII formulierten Aufgabe, Benachteiligungen bei Kindern abzubauen.
  • Diese sozialpädagogischen Fachkräfte entlasten das Kita-Team, indem sie Kinder in besonderen Lebenslagen individuell unterstützen und so auch deren Familien stärken.
  • Das ESF-Förderprogramm „KINDER STÄRKEN 2.0“ wird (ab 2028) als Landesprogramm Kita-Sozialarbeit fortgeführt und weiterentwickelt. Die Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeit in Kita, Schule und Hort wird gefördert.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Familien und Kinder mit Kita-Sozialarbeit unterstützen".


Kontakt:

Hartmut Mann (Referat Jugendhilfe)
Tel.: 0351 - 828 71 144
E-Mail: hartmut.mann(at)parisax.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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news-10081 Mon, 26 Feb 2024 15:31:00 +0100 Gemeinsam für Menschenrechte und Demokratie https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/gemeinsam-fuer-menschenrechte-und-demokratie/ Seit Wochen geht die Zivilgesellschaft auf die Straße und demonstriert für Menschenrechte und Demokratie. Auch der Paritätische Sachsen beteiligt sich. Warum dieses Bekenntnis wichtig ist, kommentiert Simone Zimmermann, Landesgeschäftsführung des Paritätischen Sachsen. Seit Wochen geht die Zivilgesellschaft auf die Straße und demonstriert für Menschenrechte und Demokratie. Auch der Paritätische Sachsen beteiligt sich. Warum dieses Bekenntnis wichtig ist, kommentiert Simone Zimmermann, Landesgeschäftsführung des Paritätischen Sachsen.

Zum dritten Mal luden zivilgesellschaftliche Akteur*innen unter dem Motto ‚Wir sind die Brandmauer‘ nach Dresden ein. Rund 20.000 Menschen folgten dem Aufruf und zeigten Gesicht für ein solidarisches Miteinander. Ein positives Signal, dass sich schon mehrmals so viele beteiligten - gerade hier in Sachsen.

Auch der Paritätische Sachsen nahm mit einigen Beschäftigten teil. Mit unserer Teilnahme wollten wir einmal mehr zeigen, wofür der Paritätische und seine Mitgliedsorganisationen stehen: Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Es war schön, wie wir gemeinsam mit tausenden Menschen für demokratische Werte und gegen das Erstarken des Rechtsradikalismus ein Zeichen gesetzt haben. Im Paritätischen ist die Achtung der Menschenwürde selbstverständlich. Vielfalt ist für uns Normalität.

In den Medien wird von ‚den wohl größten Straßenprotesten in der Geschichte der Bundesrepublik‘ gesprochen. Es ist wichtig, dass wir weiterhin viele Menschen ermutigen, sich diesen Demonstrationen anzuschließen. In Dresden zu demonstrieren, ist wichtig und richtig, aber viel mehr Mut braucht es, in Städten wie Bautzen, Görlitz, Zwickau oder Pirna auf die Straße zu gehen. Ich weiß, dass unsere Mitgliedsorganisationen in den Regionen diesen Mut aufbringen. Dafür danke ich allen, die sich dieser breiten Bewegung anschließen.

Im Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Genau für dieses Leitmotiv lohnt es sich, gemeinsam auf die Straße zu gehen. Gleichzeitig darf der Gesprächsfaden nicht abreißen. Dafür braucht es ebenfalls Mut und auch Kraft. Wir dürfen Gesprächssituationen nicht meiden, wo es auch herausfordernder werden kann. Und ja, der Maschinenraum der Demokratie ist die Familie und das eigene persönliche Umfeld. Menschenfeindlichen Aussagen muss eine klare Absage erteilt werden, ohne Wenn und Aber.

Dabei muss die Offenheit für den Dialog bestehen bleiben. Es geht weniger darum, zu überzeugen, als vielmehr um das Verständnis füreinander. Nur so haben wir eine Basis, auf der wir uns wieder annähern können. Ein kategorisches Wir gegen Die hat immer in die Sackgasse geführt und bringt auf lange Sicht unsere Demokratie ins Wanken. Umso entscheidender ist es, jetzt für demokratische Werte und Menschenwürde einzustehen - in der Familie, im Freundeskreis, im beruflichen Umfeld und an der Wahlurne, an die wir in diesem Jahr drei Mal unsere Stimme abgeben werden.


Kontakt:

Simone Zimmermann (kaufm. Geschäftsführerin)

Tel.: 0351 - 828 71 220
E-Mail: simone.zimmermann(at)parisax.de

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news-10044 Tue, 20 Feb 2024 06:08:00 +0100 Wir sind stolz, gemeinnützig zu sein. https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/wir-sind-stolz-gemeinnuetzig-zu-sein/ Seit gut zehn Jahren ist Michael Richter Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen. Im Interview betont er, dass Gemeinnützigkeit weit mehr ist als eine steuerrechtliche Regelung. Gemeinnützigkeit und die damit verbundene Gemeinwohlorientierung sind Überzeugung und Auftrag zugleich. Seit gut zehn Jahren ist Michael Richter Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen. Im Interview mit anspiel. betont er, dass Gemeinnützigkeit weit mehr ist als eine steuerrechtliche Regelung. Gemeinnützigkeit und die damit verbundene Gemeinwohlorientierung sind Überzeugung und Auftrag zugleich.

Herr Richter, was bedeutet Gemeinnützigkeit für den Paritätischen Sachsen und wie spiegelt sie sich in den verbandlichen Aktivitäten wider?

Michael Richter: Gemeinnützigkeit ist das Herzstück unseres Verbandes. Sie bedeutet, dass wir uns dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen und unsere Aktivitäten darauf ausrichten, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Unsere zentrale Aufgabe als Spitzenverband ist es daher, unsere Mitglieder dabei zu unterstützen, dass sie soziale Herausforderungen angehen sowie Menschen helfen und stärken können - unabhängig von deren Herkunft, Geschlecht oder sozialem Status.

Im Paritätischen können ausschließlich gemeinnützige Organisationen Mitglied sein. Daher zeigt sich in unserer Mitgliedschaft eine große Vielfalt an Sozial- und Bildungsthemen, die mit Leidenschaft für das jeweilige Anliegen bewusst unter dem Vorzeichen gemeinnützigen Handelns bearbeitet werden. Gemeinnützigkeit ist also auch abseits ihrer steuerrechtlichen Dimension ein zentrales Motiv unserer Arbeit. Gemeinwohl und aktive Zivilgesellschaft spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Sicherung der sozialen Daseinsvorsorge, zu der unsere Mitglieder im Auftrag der Gesellschaft durch verschiedene Leistungen aktiv beitragen. Unsere fast 500 Mitgliedsorganisationen betreiben sachsenweit allein über 2200 Einrichtungen und Dienste. Sie setzen dabei auf über 44.000 hauptamtliche und rund 12.000 ehrenamtliche Beschäftigte.

Unsere Mitglieder, also auch wir als Team im Landesverband und in den Regionen, wollen nachhaltige Lösungen, die das Leben der Menschen verbessern und sozialen Wandel positiv begleiten. Das hat mich an der freien Wohlfahrtspflege schon immer fasziniert - wir Bürger*innen selbst sind es, die Bedürfnisse identifizieren und zielgerichtete Maßnahmen der Unterstützung und Hilfe zur Selbsthilfe entwickeln. Die gemeinnützige Organisationsstruktur hat sich für diese Ziele bewährt. Ein echtes Erfolgsmodell, wenn es darum geht, die Menschen und nicht den Profit in den Mittelpunkt zu stellen.

Was tut der Verband, um einen positiven sozialen und gesellschaftlichen Beitrag zu leisten?

Michael Richter: Die Arbeit vor Ort erbringen unsere Mitglieder hier in Sachsen. Im Gegensatz zu anderen Wohlfahrtsverbänden ist der Paritätische ein reiner Spitzenverband und nicht selbst Träger von Einrichtungen. Unser Beitrag als Verband besteht darin, dass die Einrichtungen und Dienste gute Rahmenbedingungen vorfinden und sich auf ihre Arbeit vor Ort konzentrieren können.

Um diesem Auftrag nachzukommen, bündeln wir Interessen und Informationen, organisieren Meinungsbildungsprozesse und fachlichen Austausch, bieten Weiterbildungen an und erarbeiten sozial- und bildungspolitische Positionen. Auf dieser Grundlage vertreten wir unsere Mitglieder in zahlreichen Gremien und stehen im Dialog mit Politik und Verwaltung.

Dank der Vielzahl und Vielfalt unserer Mitglieder verfügen wir über ein riesiges Erfahrungswissen, sind nah an Entwicklungen und Innovationen dran. Dadurch können wir die Einrichtungen bestens in ihrer Qualitätsentwicklung begleiten.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für die Gemeinnützigkeit und wie begegnet der Landesverband diesen?

Michael Richter: Wir sind mit verschiedenen Herausforderungen im Bereich der Gemeinnützigkeit konfrontiert. Zum einen sind unsere Organisationen auf öffentliche Gelder angewiesen. Wir machen keine Angebote am freien Markt zu frei kalkulierten Preisen. Die öffentlichen Haushalte sind jedoch unter erheblichem Druck, das bekommen unsere Mitglieder und wir täglich zu spüren. Dies ist kein exklusives Problem gemeinnütziger Organisationen. Aber während in der freien Wirtschaft das Unternehmen eben andere Einnahmequellen erschließen und sich im Markt umorientieren kann, erbringen wir ja konkrete Leistungen der Daseinsvorsorge. Wenn wir das Jugendhaus oder die Erziehungsberatung schließen müssen, ist das Angebot eben erstmal weg.

Ein weiteres Thema ist mit dem letzten Aspekt eng verbunden - die gesellschaftliche Wahrnehmung und Anerkennung der Bedeutung gemeinnütziger Arbeit. Wir arbeiten aktiv und auch öffentlich an der Sensibilisierung für unsere Anliegen und zeigen auf, wie unser Engagement einen positiven Einfluss auf das Gemeinwohl hat. Wir machen eben nicht nur Werbung oder Marketing für irgendwelche Dienstleistungen, sondern tragen durch echte Öffentlichkeitsarbeit zur gesellschaftlichen Debatte bei. Das geht über reine unternehmerische Tätigkeit weit hinaus. Nur Gemeinnützigkeit kann das in diesem Umfang leisten. Dieser Wert sollte mehr Anerkennung finden.

Die Pandemie hat uns zusätzlich vor die Herausforderung gestellt, unsere Konzepte an die veränderten Bedingungen anzupassen und beispielsweise digitale Lösungen zu integrieren, um weiterhin effektive Unterstützung leisten zu können. Das kostet Zeit und Geld, das braucht Leitungsgeschick und fachliche Weiterbildung. Dafür fehlen unseren Mitgliedern häufig die Ressourcen, weil sie kaum Rücklagen für Innovationen bilden können.

Insgesamt sind wir fest davon überzeugt, dass unsere Gemeinwohlorientierung auch in Zukunft wichtig sein wird, damit Veränderungen in der Gesellschaft begleitet werden können und Menschen in Not geholfen wird. Wir wollen weiterhin eine starke Stimme für das Gemeinwohl sein und unseren Beitrag dazu leisten. Oder ganz plakativ: Wir sind stolz, gemeinnützig zu sein.

Wie gewährleistet der Paritätische Sachsen die Transparenz und Rechenschaftspflicht im Hinblick auf seine gemeinnützigen Aktivitäten?

Michael Richter: Transparenz und Rechenschaftspflicht sind für uns von zentraler Bedeutung, um das in uns gesetzte Vertrauen zu wahren. Wir veröffentlichen regelmäßig einschlägige Berichte und Jahresabschlüsse, in denen wir detailliert über unsere Schwerpunkte, Projekte, Finanzen und wirtschaftlichen Ergebnisse informieren. Dadurch gewähren wir Einblicke in unsere Arbeit und zeigen auf, wie die finanziellen Mittel eingesetzt werden.

Ein von der Mitgliederversammlung gewählter Landesvorstand überwacht und begleitet die Arbeit des Verbandes strategisch und wirtschaftlich. Ebenfalls von den Mitgliedern bestimmte Revisor*innen lassen sich regelmäßig berichten und nehmen Einblick in Unterlagen ihrer Wahl. Zudem steht uns ein Beirat aus Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft beratend zur Seite. Dieser stellt auch kritische Fragen. All diese Instanzen sind durch unsere Vereinssatzung geregelt. Zusätzlich stellen wir uns externen Prüfungen und Zertifizierungen durch unabhängige Institutionen.

Wie sieht die finanzielle Struktur des Landesverbandes aus?

Michael Richter: Unsere finanzielle Struktur basiert auf verschiedenen Säulen. Der Großteil unserer Mittel stammt aus den Beiträgen unserer Mitgliedsorganisationen. Diese tragen je nach Größe und wirtschaftlicher Stärke zum Verbandsbudget bei. Geregelt sind die Beiträge durch eine von der Mitgliederversammlung beschlossene Beitragsordnung.

Ein weiterer wichtiger Posten sind Fördermittel, insbesondere die sogenannte Spitzenverbandsförderung, die wir vom Freistaat Sachsen erhalten. Diese finanziert unsere fachlichen Querschnittsaufgaben, die wir für die Gesellschaft als Ganzes, nicht nur exklusiv für unsere Mitglieder erbringen. Das betrifft zum Beispiel die Gremienarbeit oder die Beratung von Politik und Behörden.

Spenden nehmen wir als Verband fast gar nicht ein. Wenn, sind diese meist zweckgebunden, das heißt für ein bestimmtes Ereignis wie eine Naturkatastrophe oder ein bestimmtes Projekt und sie werden dann genau dafür weitergereicht oder eingesetzt.

Der Verband hat zudem zwei Tochtergesellschaften, die sich mit ihren Aufgaben aber selbst tragen und keine Mittel an den Verband ausschütten. Nur aus einer von zwei weiteren Beteiligungen an gemeinnützigen GmbHs erfolgt eine kleine jährliche Ausschüttung von rund 6.000 Euro. Dieses Geld setzen wir stets dafür ein, um neue Projekte oder Aufgaben anschieben zu können.

Herzlichen Dank für das offene Gespräch.


Das Interview erschien zuerst in der September-Ausgabe 2023 des Verbandsmagazins anspiel.

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news-10045 Fri, 16 Feb 2024 09:19:47 +0100 Wenn Förderpraxis die Gemeinnützigkeit ausblendet https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/wenn-foerderpraxis-die-gemeinnuetzigkeit-ausblendet/ Förderung ist für gemeinnützige Organisationen ein wichtiges Standbein und für den Staat ein Instrument, um gesellschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Zu oft berücksichtigen Förderverfahren jedoch die Besonderheiten gemeinnütziger Akteure nicht oder stehen diesen sogar entgegen. Förderung ist für gemeinnützige Organisationen ein wichtiges Standbein und für den Staat ein Instrument, um gesellschaftliche Fragestellungen zu bearbeiten. Zu oft berücksichtigen Förderverfahren jedoch die Besonderheiten gemeinnütziger Akteure nicht oder stehen diesen sogar entgegen.

Anders als Unternehmen der freien Wirtschaft orientieren sich gemeinnützige Organisationen am Gemeinwohl und nicht am Profit. Vor diesem Hintergrund räumt der Staat ihnen besondere steuerliche Vorteile ein, die andererseits auch mit bestimmten Verpflichtungen verbunden sind. Ihre erzielten Überschüsse werden grundsätzlich für den in der Satzung festgelegten, gemeinnützigen Zweck verwendet und nicht ausgeschüttet. Um sich finanziell tragen zu können, bedarf es daher oft eines sehr komplexen Finanzierungsmixes. Dazu gehören beispielsweise Mitgliedsbeiträge, Spenden, teilweise Leistungsentgelte und zudem Fördermittel von Bund, Land oder Kommune.

Immer wieder muss ich in Gesprächen allerdings feststellen, dass die besonderen Eigenschaften der Gemeinnützigkeit, die damit verbundenen Vorteile, aber eben auch Beschränkungen nur wenig bekannt sind. Ganz zu schweigen davon, dass Gemeinnützigkeit mehr ist als nur ein steuerrechtlicher Status. Sie ist der Rahmen für gemeinwohlorientiertes zivilgesellschaftliches Handeln und somit eine wichtige Stütze unserer Demokratie. Die Themenoffensive “#EchtGut – Vorfahrt für Gemeinnützigkeit” des Paritätischen Gesamtverbandes war Anlass für mich, einen Aspekt intensiver zu betrachten, der mich bereits seit Jahren im beruflichen Alltag begleitet: das Spannungsfeld zwischen Gemeinnützigkeit und Förderpraxis.

Gemeinnützigkeit vs. Sozialwirtschaft

Zugegeben: Soziale Organisationen haben hierzu auch ihren Anteil beigetragen. Denn bereitwillig haben wir in den letzten Jahren den Begriff der Sozialwirtschaft für uns genutzt - in der Hoffnung, unsere Branche in einer stark betriebswirtschaftlich geprägten Debatte selbst aufzuwerten. Das Ergebnis? Auch an anderer Stelle betrachtet man uns nun eher mit einer betriebswirtschaftlichen und nicht mit einer dem Gemeinwohl verpflichteten Brille. Umso wichtiger ist es jetzt, selbstbewusst zu betonen, was uns als gemeinnützige Organisation ausmacht und wo unser Wesenskern im Widerspruch zu einer rein betriebswirtschaftlich orientierten Förderlogik steht.

Gemeinnützigkeit als Motor der Zivilgesellschaft und Stütze staatlichen Handelns

Frei-gemeinnützige Wohlfahrtspflege besteht nicht zum Selbstzweck. Im Sinne des Subsidiaritätsprinzips erbringen wir sozialstaatliche Leistungen, helfen und befähigen Menschen vor Ort und tragen so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Die Liste jener Beispiele, wo gemeinnützige Akteure die Lücken staatlichen Engagements schließen und dort handeln, wo sich privatwirtschaftliche Akteure längst verabschiedet haben, ist lang. Staatliche Institutionen wiederum unterstützen gemeinnützige Träger finanziell durch Fördermittel, wenn sie staatliche Aufgaben übernehmen oder gesellschaftliche Fragen bewegen. Richtlinien, Haushaltsordnungen und Verwaltungsvorschriften sowie Allgemeine Nebenbestimmungen regeln die Mittelvergabe. Diese Zuschüsse stellen für gemeinnützige Einrichtungen neben Mitgliedsbeiträgen, Spenden sowie verhandelten Entgelten eine besondere und wichtige Form der Finanzierung dar. Sie erfolgt in der Regel als zeitlich begrenzte Projektfinanzierung. Wird die Tätigkeit jedoch als dauerhaft und bedeutsam angesehen, kann die Bezuschussung über eine institutionelle Förderung erfolgen.

Im bürokratischen Dickicht des Förderverfahrens gefangen

Der Freistaat Sachsen hat die Mittelverwaltung im Wesentlichen an den Kommunalen Sozialverband (KSV) und an die Sächsischen Aufbaubank (SAB) übertragen. Hier werden die Fördermittel beantragt und abgerechnet. Der Blick in die Praxis zeigt allerdings, dass die Beantragung und Abrechnung von Fördermitteln mit einigen Hürden versehen ist. Zu einer ausgedehnten Antragstellung kommen ein hoher Dokumentationsaufwand und kleinteilige Begründungen für verschiedene Ausgabenpositionen hinzu. Am Ende der Förderperiode steht dann ein umfangreicher Verwendungsnachweis. Dies alles gepaart mit schmalen personellen Ressourcen hält gemeinnützige Organisationen oft von einer Antragstellung ab. Die Höhe der zu erbringenden Eigenmittel, aber auch die nicht unerhebliche Vorfinanzierung von Projekten sind weitere Nachteile, die gemeinnützige Träger aufgrund ihrer Beschaffenheit und meist auch ihres sozialen Tätigkeitsfeldes nicht ausgleichen können. Problematisch wird es, wenn nach erfolgreicher Durchführung eines Projektes noch lange im Nachgang verschiedene Ausgaben als nicht förderfähig betrachtet werden, obwohl sie im Antrag korrekt aufgeführt und beantragt und vom Fördermittelgeber beschieden wurden. Damit entsteht ein nachträgliches Defizit, das insbesondere für kleinere Träger das Aus bedeuten kann.

Ein soziales Projekt in einem Förderschema unterzubringen, ist oft nicht leicht. Zudem ist es gerade den betriebswirtschaftlich denkenden Mitarbeitenden der SAB nicht immer leicht vermittelbar, dass der Förderschwerpunkt eben nicht mit klar abrechenbaren Indikatoren untersetzbar ist, wie es beispielsweise beim Bau einer Straße möglich wäre. Ein gewerbliches Unternehmen kann das Ziel des Fördergegenstandes über Kennzahlen, also harte Faktoren zur Wirkungsmessung, ausweisen - Sozialunternehmen stehen dagegen vor der Herausforderung, weiche Erfolge bzw. Wirkungen messen zu müssen. Hier werden gemeinnützigen Akteure zukünftig mit eigenen Instrumenten einer möglichen Vorgabe durch Fördermittelgeber entgegenwirken müssen.

Chance für Reformen vertan

Der Paritätische Sachsen weiß um diese Probleme und brachte beispielsweise im ESF-Begleitausschuss oder in der Förderkommission I zur Vereinfachung und Verbesserung von Förderverfahren die Interessen der Wohlfahrtsverbände und seiner Mitglieder ein. Umso ernüchternder war es, dass der gemeinnützige Bereich bei der Implementierung einer Förderkommission II im Freistaat Sachsen im Jahr 2021 völlig außen vor blieb. Eine vertane Chance, denn diese Kommission sollte die Förderpolitik des Freistaates optimieren sowie Vorschläge für die Konsolidierung von Förderprogrammen und zur Weiterentwicklung der sächsischen Förderstrategie unterbreiten. Das Gremium war stark von Verwaltungsakteur*innen und Steuerexpert*innen geprägt. Die Seite potenzieller gemeinnütziger Fördermittelempfänger fehlte nahezu gänzlich. Dies spiegelte sich dann auch in den Empfehlungen der Kommission wider. Die Abschaffung von Klein- und Kleinstförderprogrammen oder der degressive Charakter von Förderungen sind für gemeinnützige Träger ohne Profitorientierung äußerst problematisch. Darüber hinaus ist die Festlegung auf Eigenanteile von mindestens 10 Prozent insbesondere für originär staatliche Aufgaben kritisch zu betrachten. Zumal sich die Eigenanteile in der Projektförderung allein durch Personalkostensteigerungen erhöhen werden. Für gemeinnützige Träger wird es zunehmend schwieriger werden, diese Eigenmittel aufzubringen.

Für eine gemeinnützige Förderlogik

Es ist folglich dringend an der Zeit, dass es ähnlich den besonderen steuerrechtlichen Regelungen für gemeinnützige Akteure vergleichbare Ausgleiche auch bei Förderverfahren gibt. Gemeinnützigkeit und Förderung dürfen sich nicht ausschließen.


Die Autorin: Simone Zimmermann ist kaufmännische Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Finanzen des Paritätischen Sachsen. Sie möchten sich zu Gemeinnützigkeit und Förderung austauschen? Melden Sie sich.

Tel.: 0351 - 828 71 220
E-Mail: simone.zimmermann(at)parisax.de


Der Artikel erschien zuerst in der September-Ausgabe 2023 des Verbandsmagazins anspiel.

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news-10040 Wed, 14 Feb 2024 09:47:00 +0100 Pflege in Sachsen sicherstellen und weiterentwickeln https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/pflege-in-sachsen-sicherstellen-und-weiterentwickeln/ Pflege ist kein Nischenthema. Über 300.000 Menschen in Sachsen sind pflegebedürftig – Tendenz steigend. Der Paritätische Sachsen sieht in einem Landespflegegesetz die Chance, einen neuen Rahmen für gute Pflege in Sachsen zu schaffen. Über dieses verbandliche TOP-Thema im Wahljahr 2024 sprachen wir mit Julia Liebscher, Referentin für Altenhilfe und Pflege. Pflege ist kein Nischenthema. Über 300.000 Menschen in Sachsen sind pflegebedürftig – Tendenz steigend. Der Paritätische Sachsen sieht in einem Landespflegegesetz die Chance, einen neuen Rahmen für gute Pflege in Sachsen zu schaffen. Über dieses verbandliche TOP-Thema im Wahljahr 2024 sprachen wir mit Julia Liebscher, Referentin für Altenhilfe und Pflege.

Julia Liebscher, Pflege ist ein kontroverses und komplexes Thema zugleich. Warum fordern wir ein Landespflegegesetz in Sachsen und was soll sich dadurch verbessern?

Julia Liebscher: Ja, der Pflegebereich wird fortlaufend reformiert und es ist gar nicht leicht, hier den Überblick zu behalten. Ein Landespflegegesetz kann mehr Klarheit und Transparenz schaffen, indem es die relevanten Bundesregelungen im Bereich Pflege auf das Land bezogen bündelt. Diese Verbindlichkeit erleichtert Diensten und Einrichtungen ihre Arbeit.

Ein solches Gesetz soll aber nicht nur mehr Übersicht schaffen, sondern auch den Rahmen für gute Pflege in Sachsen bilden. Denn bisher fehlt in vielen Regionen eine Prognose, welche Pflegeangebote vor Ort notwendig sind. Wir brauchen zum einen Zahlen zur Altersstruktur, zur Anzahl pflegebedürftiger Menschen und zu den Pflegeangeboten, um dann im zweiten Schritt Versorgungslücken besser schließen zu können. Einige Kommunen versuchen das bereits, andere noch nicht. Deshalb wollen wir eine gesetzlich verpflichtende kommunale Pflegeplanung, die seitens der Landesebene unterstützt wird. In unserer älter werdenden Gesellschaft ist Pflege eine der zentralen Aufgaben. Hier sollten alle politischen Ebenen ihren Beitrag leisten und Land und Kommunen mehr als bisher an einem Strang ziehen.

Wie steht die Landespolitik zum Thema Landespflegegesetz?

Julia Liebscher: Von 1996 bis 2004 gab es bereits ein ‚Sächsisches Pflegegesetz’, aber es wurde damals nicht verlängert. Man hatte sich darin bereits auf eine Bedarfsplanung verständigt, Förderinstrumente festgeschrieben und unter anderem das Ziel formuliert, Pflege-Angebote aufeinander abzustimmen. Unsere Forderungen heute gehen in eine ähnliche Richtung. Ich denke, die Notwendigkeit für ein neues Landesgesetz ist vielen politischen Akteuren klar und es wird auch im Landtag seit Jahren immer mal wieder diskutiert. Aber bisher gibt es keine Mehrheiten dafür und auch die aktuelle Koalition hat dieses wichtige Thema ausgespart. Das muss sich ändern.

Was verbessert sich durch ein solches Gesetz für die Menschen in Sachsen?

Julia Liebscher: Pflege betrifft alle. Viele Angehörige versuchen selbst, pflegend zu unterstützen, solange es geht. Um möglichst lange zu Hause gepflegt werden zu können. sind Pflegebedürftige aber auf ein umfassendes ambulantes Angebot angewiesen.  Wenn die eigenen Eltern pflegebedürftig werden, entscheidet genau dieses Angebot vor Ort darüber, ob man den Job, das eigene Leben und die Pflege unter einen Hut bekommt. Und wird jemand pflegebedürftig, steht meist erst mal der ganze Alltag Kopf. Digitale Informationen, wie beispielsweise auf der Online-Plattform PflegeNetz Sachsen, und die Beratung durch die Pflege- bzw. Krankenkasse reichen bei der Vielzahl an Fragen und den zu treffenden Entscheidungen oft nicht aus. Wir wollen deshalb auch wohnortnahe, persönliche Beratungsangebote im Gesetz verankert wissen.

Kurzum: Von einer guten Pflegelandschaft und einer individuellen Beratung profitieren sehr viele Menschen in Sachsen. Jetzt braucht es den politischen Willen, zu handeln. Das ist auch deshalb notwendig, weil Sachsen eines der Bundesländer mit dem höchsten Altersdurchschnitt ist.


So soll Pflege in Sachsen 2030 gestaltet sein:

  • In einem Landespflegegesetz sind alle pflegerelevanten rechtlichen Regelungen, Anforderungen und Fördermöglichkeiten in Sachsen gebündelt. Bürokratie wird abgebaut und Innovationsanreize werden gesetzt.
  • Sachsen hat eine verpflichtende kommunale Pflegeplanung, die durch den Freistaat unterstützt wird. Dies ermöglicht, dass Pflegebedürftige in ihrer gewohnten Umgebung bestmöglich versorgt und Angehörige entlastet sowie wohnortnahe Beratungsangebote für Pflegebedürftige und pflegende An-/Zugehörige sichergestellt und gefördert werden.
  • Um die Pflegekräfte von morgen gewinnen und halten zu können, gibt es gesetzlich verankerte Beratungs-, Unterstützungs- und Vernetzungsmöglichkeiten, die den Beruf attraktiver machen. Zudem engagiert sich der Freistaat bei der Finanzierung der Ausbildungskosten in der ambulanten und stationären Pflege.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Pflegerische Versorgung sicherstellen und weiterentwickeln".


Kontakt:

Julia Liebscher (Referat Altenhilfe/ Pflege) 
Tel.: 0351 – 828 71 142 
E-Mail: julia.liebscher(at)parisax.de 


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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news-10024 Thu, 08 Feb 2024 16:44:28 +0100 Jugendhilfeförderung im Landesjugendhilfegesetz verbindlich verankern https://parisax.de/aktuelles/aktuelles-artikelansicht/news/jugendhilfefoerderung-im-landesjugendhilfegesetz-verbindlich-verankern/ Die kommunalen Haushalte sind unter Druck: Neue Pflichtaufgaben, steigende Sozialausgaben und Tarifsteigerungen grenzen die Spielräume weiter ein. Der offenen Jugendarbeit drohen Kürzungen. Wie die Jugendhilfeförderung in Sachsen zukunftsfest gestaltet werden kann, ist eines der verbandlichen TOP-Themen zur Landtagswahl 2024. Im Interview erläutert Hartmut Mann, Referent für Jugendhilfe, den Vorschlag. Die kommunalen Haushalte sind unter Druck: Neue Pflichtaufgaben, steigende Sozialausgaben und Tarifsteigerungen grenzen die Spielräume weiter ein. Der offenen Jugendarbeit drohen Kürzungen. Wie die Jugendhilfeförderung in Sachsen zukunftsfest gestaltet werden kann, ist eines der verbandlichen TOP-Themen zur Landtagswahl 2024. Im Interview erläutert Hartmut Mann, Referent für Jugendhilfe, den Vorschlag.

Hartmut Mann, warum braucht es mehr Verbindlichkeit bei der Jugendhilfeförderung in Sachsen?

Hartmut Mann: Wenn wir von Jugendarbeit sprechen, sind damit Jugendtreffs, Streetwork, mobile Angebote, aber auch Angebote für Familien gemeint. Solche Freizeitangebote und Treffpunkte sind für junge Menschen äußerst wichtig. Sie verbinden junge Menschen mit ihrer Region, denn hier können sie sich einbringen, neue Freiräume gestalten und auch Demokratie im Kleinen lernen. Diese Angebote für junge Menschen dürfen uns nicht verloren gehen. Denn besonders im ländlichen Raum gibt es nichts mehr, wenn der Familien- oder Jugendtreff schließen muss. Deshalb brauchen die Landkreise die verlässliche Unterstützung des Freistaates bei der Finanzierung von Jugendarbeit. Diese Verlässlichkeit existiert jedoch bisher nicht. Hier ist die Landespolitik gefordert, mehr Verbindlichkeit zu schaffen.

Gibt es bereits jetzt einen Spardruck, drohen Kürzungen der Jugendarbeit?

Hartmut Mann: Viele Bürgermeister, Landräte und demokratische Parteien wollen eine starke Jugendarbeit. Doch aktuell steigen in vielen öffentlichen Bereichen die Kosten. Die Kassen werden knapper und die Konkurrenz um das Geld für öffentliche Aufgaben nimmt zu. Wenn sich die Haushaltslage zuspitzt, ziehen Jugendliche leider oft den Kürzeren. Sie können ihre Interessen gegenüber Erwachsenen nicht immer gleichberechtigt durchsetzen. Das ist ein Problem. Einmal mehr, wenn man sich vor Augen führt, dass knapp ein Viertel der sächsischen Gesamtbevölkerung jünger als 27 Jahre ist und von Jugendarbeit profitieren kann. Es braucht ein klares politisches Bekenntnis zur Finanzierung der Jugendarbeit im Landesjugendhilfegesetz für Sachsen!

Wie kann ein solches politisches Bekenntnis zur Jugendarbeit aussehen?

Hartmut Mann: Wir müssen näher definieren, was der im Bundesgesetz geforderte „angemessene Anteil“ für Jugendarbeit vor Ort bedeutet. Andere Bundesländer sind diesen Schritt bereits gegangen. Ein gutes Vorbild ist Sachsen-Anhalt. Dort ist die Förderung mittlerweile eine gesetzliche Verpflichtung und somit sehr viel verbindlicher abgesichert. In Sachsen wird die Finanzierung bisher nur über Förderrichtlinien geregelt, und ist somit immer abhängig vom Landeshaushalt. Sachsen muss seine Ko-Finanzierung klar gesetzlich regeln. Das Thema ist in der Welt, aber leider noch nicht auf der politischen Agenda. Die Jugendverbände drängen zu Recht darauf, dass sich das ändert. Denn die Jugendarbeit droht in einigen Regionen bereits jetzt einem Spardruck zum Opfer zu fallen. Der Landkreis Görlitz stand Ende letzten Jahres vor der Zahlungsunfähigkeit. Um das abzuwenden, waren massive Kürzungen in der Jugendarbeit vorgesehen. Nur weil der Landkreis eine Finanzspritze bekam, konnten die Kürzungen in letzter Minute verhindert werden. Die Gefahr ist also real.


So soll die Jugendhilfeförderung in Sachsen 2030 gestaltet sein:

  • Die Jugendarbeit wird als wichtige Ergänzung zu Lebensorten wie Schule, Kindergarten und Familie verstanden und als ein Standortfaktor, im Sinne attraktiver Lebensbedingungen für junge Menschen, verlässlich ausgestaltet.
  • Es gibt ein landesgesetzlich verankertes Bekenntnis des Freistaats, die offenen, präventiv wirksamen Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien kontinuierlich finanziell zu unterstützen.
  • Die Jugendpauschale ist als zentrales Förderinstrument in das Landesjugendhilfegesetz aufzunehmen und ihre Berechnung an die finanziellen und demographischen Herausforderungen der nächsten Jahre anzupassen.

Lesen Sie hier das Positionspapier "Jugendhilfeförderung in Sachsen zukunftsfest gestalten".


Kontakt:

Hartmut Mann (Referat Jugendhilfe)
Tel.: 0351 - 828 71 144
E-Mail: hartmut.mann(at)parisax.de


Das Interview führte Tina Siebeneicher, Referentin für Verbandskommunikation.

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